Als im Frühjahr 2020 die Covid-19-Pandemie begann, bedeutete dies weltweit zahlreiche Veränderungen und Einschränkungen in nahezu allen Lebensbereichen. Für das Krones Service-Team in China kommt dieser Einschnitt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt und wird besonders für den Service-Techniker You-Chuan Pan zu einer enormen beruflichen Herausforderung.
Auch heute erinnert sich You-Chuan, genannt Payne und seit 2011 für Krones tätig, noch gut an die Zeit vor zwei Jahren, als auf chinesischem Boden die erste dreimodulige Varioline installiert werden und in Betrieb gehen sollte. Auftraggeber war Tsingtao, eine der bekanntesten Brauereien in China. Nachdem sie bereits einige andere Maschinen von Krones im Einsatz hatte, entschied sie sich für eine Verpackungsstraße. Ziel war es, Geschwindigkeit und Effizienz in der Produktion zu steigern.
Zur Installation dieser komplexen Maschine war geplant, dass Varioline Experten aus Deutschland anreisen und vor Ort die Arbeiten bis zur Inbetriebnahme durchführen, während gleichzeitig die lokal erreichbaren Ingenieure aus China anwesend sind und in den Umgang und die Funktionsweise der Maschine eingewiesen werden. Die aufgrund der Pandemiesituation erlassenen Reisebeschränkungen durchkreuzten dieses Vorhaben, sodass allein die Auslieferung der Maschine selbst wie ursprünglich geplant umgesetzt werden konnte. Das Know-how zur Inbetriebnahme in Gestalt der Maschineningenieure aus Deutschland war damit lediglich in digitaler Form aus dem Homeoffice verfügbar und die chinesischen Technikexperten waren mit der für sie neuartigen Varioline konfrontiert.
Auch der Kunde war zunächst skeptisch, ob es den lokalen Ingenieuren ohne vorheriges Training gelingen würde, die Maschine pünktlich und betriebsfertig zu programmieren. Nach zusätzlich leicht verspäteter Lieferung begann die Installation im Mai 2020. Payne leitete die Montage der Varioline. Zwar ist er durch seinen beruflichen Alltag mit der Programmierung von Maschinen vertraut, doch diese kannte er bis dahin nur aus Videos, wie er im persönlichen Interview verrät: „Diese Varioline ist eine sehr komplexe Maschine. In China wurden bisher nur Varioline Anlagen mit zwei Modulen bei Kunden verbaut.“
Von den insgesamt neun in Auftrag gegebenen SKUs (Stock Keeping Units) konnte im Werk nur eine getestet werden, da viele Werkzeuge noch nicht einmal hergestellt waren, als die Maschine nach China ausgeliefert wurde. Einige Teile waren daher nicht für die Montage geeignet und mussten vor Ort nachgerüstet werden, dies betraf sowohl Hard- als auch Software. Zur Kommunikation zwischen den Teams aus China und Deutschland kamen ganz unterschiedliche Möglichkeiten des digitalen Zeitalters zum Einsatz: Die Fernbetreuung gestaltete sich unter anderem mithilfe von Chats, E-Mails, Internettelefonie und VPN-Verbindung.
Bei besonders komplexen oder schwer kommunizierbaren Montageproblemen waren Bild- und Videoaufzeichnungen für die Zusammenarbeit im Team von großer Bedeutung. Diese kamen auch dann zum Einsatz, wenn aufgrund der Zeitverschiebung von sechs Stunden ein synchroner Austausch zwischen China und Deutschland nicht möglich war. In derartigen Situationen wurden häufig alternative Möglichkeiten vorgezogen, um das Problem an der Maschine zeitnah zu lösen. „Wir haben beispielsweise die dazugehörigen Beschreibungen und Anleitungen genau daraufhin überprüft, ob unsere Frage bereits damit beantwortet werden kann“, erinnert sich Payne. Und war doch einmal spontan ein direkter Austausch nötig, reagierten alle Beteiligten äußerst flexibel, um die Zeitverschiebung zu kompensieren und einen Kontakt per Video oder Telefon möglich zu machen.
Mit der Zusammenarbeit zeigt sich Payne rückblickend sehr zufrieden: „Es hat gut funktioniert und unsere Kollegen aus Deutschland haben zeitnah geantwortet.“ Auch dieser reibungslosen Kommunikation war es zu verdanken, dass die neue Varioline Anfang Juni 2020 in Betrieb genommen und zwei Wochen später die Produktion bei Tsingtao gestartet werden konnte. Auch die Brauerei war mit dem improvisierten Montage- und Inbetriebnahmeprozess sehr zufrieden – und deren Lob ist auch ein großer Erfolg für ein neues Service-Modell, das von Krones forciert wird: Die Förderung eines lokalen Service mit Fernunterstützung durch ein zentrales Experten-Team. Denn durch diese Aufteilung lassen sich die Ressourcen optimal nutzen und gleichzeitig die Service-Kosten senken.
Mit Inbetriebnahme der ersten Varioline 3M in China unter teils ungünstigen Voraussetzungen hat dieses Modell seine Umsetzbarkeit bewiesen. Ein zufriedener Kunde und ein zufriedenes Team sind das Ergebnis: „Noch heute wendet sich der Kunde bei Fragen zur Maschine gerne an mich“, verkündet Payne stolz.
