Proteine im Treber: Hemmstoff und Schatz zugleich
Aber nicht nur der Markt selbst brachte uns dazu, unser ursprüngliches Konzept der Biogas-Anlage zu überdenken. Ein im Jahr 2020 erlassener Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft besagt nämlich, dass fortan in der EU keine nährstoffhaltigen Reststoffe mehr für die Energiegewinnung genutzt werden sollen.
Obwohl der Plan erst 2020 offiziell erlassen wurde, standen die Pläne dazu schon länger im Raum. Uns war also relativ früh bewusst, dass unsere initiale Idee, die Reste ausschließlich in der Biogasanlage zu verwerten, langfristig vermutlich nicht mehr umsetzbar sein würde: Denn die Reste aus Treber und Hefe bestehen zu einem großen Teil aus Proteinen – und damit Nährstoffen.
Wenn die Idee der energieautarken Brauerei Brewnomic also eine Zukunft haben sollte, dann musste ein Plan B her. Und dieser war auch schnell gefunden. Schon im Jahr 2018 entstand glücklicherweise der Kontakt zu einem Entwicklerduo für Biomasse-Konversion. Prof. Waldemar Reule und Dr. Rainer Gottschalk hatten bereits einen dreistufigen Ansatz entwickelt und patentiert: Dabei werden von den Brau-Resten erst die nährstoffhaltigen Substanzen gewonnen und danach die Hemmstoffe abgetrennt. In der Biogas-Anlage werden anschließend dann wirklich nur die verbleibenden Reststoffe in Energie umgewandelt.
So lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen kann die Anlage deutlich kleiner gebaut werden als ursprünglich gedacht – und zwar bei gleicher Leistung. Und zum anderen werden nun die Anforderungen der EU-Kreislaufwirtschaftsverordnung erfüllt.