Warum ich euch das jetzt erzähle? Einige haben es vielleicht schon mitbekommen: Auch Krones ist der Plattform vor Kurzem beigetreten und folgt damit dem Beispiel vieler großen Kunden. Was sich dadurch nun bei Krones verändert und wie die Zusammenarbeit durch die Plattform läuft? Da ich an dieser Stelle mit meinem Latein am Ende bin, habe ich mir einen Experten zur Seite geholt, der uns Antworten geben kann – nämlich Jonas Fabian Hunold, der sich in der Abteilung Corporate Development mit der langfristigen strategischen Ausrichtung der Krones Gruppe befasst.
Recycling gilt als eine wirkungsvolle Methode, um die wertvollen Ressourcen, die wir auf der Welt noch zur Verfügung haben, durch die ständige Wiederverarbeitung zu bewahren. Auch die EU-Kommission möchte Recycling stärken – und setzt mit der European Circular Economy Stakeholder Platform auf freiwillige Unterstützung anstatt gesetzlicher Regelungen. Und das mit Erfolg: Seit 2017 sind über 50 Unternehmen auf der Plattform eine Selbstverpflichtung eingegangen.
Herr Hunold, warum hat man sich hier bei Krones dazu entschieden, der EU-Initiative beizutreten?
Pro Einwohner und Jahr gelangen weltweit etwa ein Kilogramm Kunststoffabfälle ungeregelt in die Weltmeere. Diesen Zustand werden Verbraucher, Politik und unsere Kunden langfristig nicht mehr hinnehmen. Durch die Selbstverpflichtung macht Krones klar: Wir möchten an der Lösung des Problems mitwirken. Es geht uns dabei nicht um bloße PR, denn mit der Problemlösung können wir profitables Geschäft generieren: „Doing well by doing good“!
Wie sieht der Austausch innerhalb der Initiative aus? Werden sich daraus eventuell auch Kooperationen ergeben?
Es findet im Rahmen der Plattform eine jährliche Konferenz statt; außerdem gibt es zahlreiche Seminare zu fachlichen Themen. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass wir hier schnell Partner für eine vertiefte Zusammenarbeit finden werden.
Welche Hindernisse müssen EU-weit beim Aufbau einer Kreislaufwirtschaft überwunden werden? Was sind aktuell die größten Hürden? Welche Aufgaben haben oberste Priorität?
Es gibt hinsichtlich Verpackungen drei wichtige Themen:
Erstens: Die Sammlung und Sortierung leerer Verpackungen. Hier sind manche Länder wie Tschechien und Dänemark schon sehr weit, in anderen besteht hingegen noch Handlungsbedarf.
Zweitens: Verpackungen müssen recyclebar sein. Eine transparente PET-Flasche ist für dieses Ziel nahezu ideal, aber es gibt leider noch immer viele schwer recyclebare Verbundmaterialien.
Und drittens: Das aus Recycling gewonnene Material muss gleichwertig verarbeitet werden. Das heißt für uns: Bottle-to-Bottle! Downcycling ist lediglich eine Verschiebung des Problems.
Was kann Krones konkret dazu beitragen?
Krones beherrscht als einziges Unternehmen in seiner Branche nahezu alle Technologien, die es zum Schließen des Wertstoffkreislaufs bei PET-Flaschen braucht – von der Preform über die Abfüllung bis zum Recycling. Wenn unsere Kunden künftig konkret über nachhaltige Verpackungen nachdenken, muss am nächsten Tag bei uns das Telefon klingeln.
Warum fokussieren sich die Krones Ziele ausschließlich auf Kunststoffe und Verpackungen?
Leider werden im Bereich Nachhaltigkeit häufig Themen wie Klimawandel, Wertstoffkreisläufe und Biodiversität vermengt. Das führt dann schnell zu Verwirrung und erschwert die Formulierung von klaren Zielen und Maßnahmen.
Krones hat sich dazu entschieden, jeden Bereich einzeln und zielgerichtet zu betrachten. Beim Thema Klimaschutz verpflichten wir uns daher zum Beispiel auf die international anerkannten Science Based Targets, während wir das Problem ungeregelter Abfallströme eben im Rahmen der EU-Initiative adressieren.
Kunststoffe stehen im Fokus, da sie meist sehr langlebig und robust sind. Das sind großartige Eigenschaften für viele Anwendungen wie beispielsweise Getränkeverpackungen, sie werden jedoch zum Problem, wenn es keine geregelte Abfallsammlung und -verwertung gibt. Leider fehlt diese Infrastruktur insbesondere für Kunststoffe noch in vielen Regionen der Welt – und dieses Problem muss dringend gelöst werden.
Wie realistisch ist es in Ihren Augen, die acht Ziele der Selbstverpflichtung zu erreichen? Gibt es darunter welche, die einfacher realisierbar sind als andere?
Alle acht Ziele haben wir intensiv mit den Fachbereichen diskutiert und sind daher überzeugt: ja, wir können diese Versprechen pünktlich umsetzen. Ein herausforderndes Forschungsfeld bleibt die erste Selbstverpflichtung zur Verarbeitung verschiedener rPET-Qualitäten (recyceltes PET, a.d.R.). Unsere Arbeitsgruppe „Packaging Development and Consulting“ hat dazu einige interessante Einblicke gegeben, wie Sie hier nachlesen können.
Welche Tragweite hat die freiwillige Verpflichtung auf die acht Ziele: Gibt es irgendeine Instanz, die die Erfüllung der Ziele kontrolliert oder an die man die Fortschritte berichten muss? Hat das Erfüllen oder Nicht-Erfüllen irgendwelche Folgen?
Das stärkste Interesse an einer konsequenten Umsetzung hat Krones selbst. Wenn wir die Ziele nicht erfüllen, verpassen wir eine der größten Wachstumschancen für unseren Konzern und gefährden außerdem Teile des aktuellen Geschäftsmodells. Natürlich gibt es auch in der Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse an Transparenz und Kontrolle. Aus diesem Grund sollen die Mitglieder regelmäßig öffentlich über den Fortschritt bei der Umsetzung der Selbstverpflichtung berichten.
Versprechen Sie sich von der Initiative auch eine über die EU hinausgehende Wirksamkeit? Wenn ja: Warum und welche konkret?
Im Rahmen der Selbstverpflichtung musste die angestrebte Reichweite der Maßnahmen angeben werden. Da wir ca. 60 Prozent unseres Umsatzes außerhalb Europas erwirtschaften, haben wir uns für den Scope „Global“ entschieden – Technologien aus Europa mit globaler Wirkung. Dieser Anspruch ist wichtig, da gerade in aufstrebenden Weltregionen der Eintrag von Kunststoff in die Meere eine große Herausforderung darstellt.
Welchen Einfluss hat der Beitritt zu dieser Initiative auf Krones? Was wird sich dadurch ändern?
Wir erwarten, dass wir durch den Beitritt am Markt noch stärker als führender Lösungsanbieter für nachhaltige Verpackungstechnologien wahrgenommen werden. Intern dient die Selbstverpflichtung als klares Zielbild, an dem sich die Forschung zu innovativen Technologien und die Entwicklung neuer Produkte orientieren muss.