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    Immer am Boden geblieben

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    03. Oktober 2024
    6:35 Min.
    Ein Rückblick auf das Lebenswerk des Krones Firmengründers Hermann Kronseder
    • Volker Kronseder gibt uns Einblicke in das Leben seines Vaters Hermann und teilt mit uns berufliche, aber auch private Erinnerungen.

    Am 3. Oktober 2024 wäre Hermann Kronseder 100 Jahre alt geworden. Dieses posthume Jubiläum haben wir zum Anlass genommen, auf das Lebenswerk des Krones Firmengründers zurückzublicken. Und wer wäre besser geeignet, uns auf eine Reise in die Vergangenheit mitzunehmen, als sein eigener Sohn? Wir haben Volker Kronseder in seinem Büro in Neutraubling getroffen. Im Interview gibt er uns Einblicke in das Leben von Hermann Kronseder und teilt mit uns berufliche, aber auch private Erinnerungen.

    Herr Kronseder, die Wurzeln von Krones liegen ja in der Etikettiertechnik. Aber wie kam Ihr Vater eigentlich auf die Idee, ausgerechnet Etikettiermaschinen zu bauen?

    Mein Vater stammte aus einer Schmiede und hatte somit bereits früh Zugang zum Handwerk. Er war schon immer ein Tüftler und hatte Spaß daran, seine Ideen zu Papier zu bringen. Und genau das war nach dem Krieg gefragt: pfiffige Ideen in die Tat umzusetzen. 

    Der Zugang zur Etikettiertechnik kam dann eigentlich indirekt über meine Mutter. Die beiden haben sich 1949 kennengelernt, sie stammte ursprünglich aus Aufhausen. Genau dorthin hat eine Etikettiermaschinenfabrik aus dem damals zerstörten Berlin nach dem Krieg auch ihre Konstruktionsabteilung verlegt. Über gemeinsame Kontakte lernte mein Vater seinen ersten Geschäftspartner kennen, der für eben jenes Unternehmen arbeitete und sich mit dem Bau von Etikettierern auskannte. Sein Know-how und die Werkzeugmaschinen meines Vaters ergänzten sich gut – und die beiden haben sich dann relativ schnell dazu entschlossen, sich selbstständig zu machen. Dafür errichteten sie eine Werkstatt hier in Neutraubling.  

    Die Partnerschaft hielt zwar nur etwa ein Jahr, aber das hat gereicht, dass mein Vater wusste, was Etikettiermaschinen sind. Und er hatte auch gleich eigene Ideen, wie man die bestehenden Anlagen noch besser machen könnte. Am Küchentisch in unserer Wohnung in Neutraubling hat er dann 1951 seine ersten eigenen Maschinen gezeichnet. 

    Vom Neutraublinger Küchentisch in die Welt – wann war sich Ihr Vater bewusst, was mit der Entwicklung und Fertigung von Etikettiermaschinen möglich ist?

    Ich denke, er hat sehr früh erkannt, dass in der Getränkeindustrie und dem Maschinenbau viel Potenzial stecken. Gegessen und getrunken wird schließlich immer. Was ihm besonders half, war sein Gespür, immer einen Schritt weiter zu denken. Denn mein Vater hatte immer gute Ideen, wie man etwas besser machen oder preisgünstiger herstellen kann. 

    Diesen Ideenreichtum bewies er nicht nur in der Weiterentwicklung seiner Maschinen, sondern auch in deren Verkauf. Denn ganz am Anfang war sein Unternehmen noch eine One-Man-Show – und damit gehörte auch der Vertrieb zu seinen Aufgaben. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die er mal erzählt hat: Die erste Etikettiermaschine, die er damals noch am Küchentisch gezeichnet hatte, hat er in einen geliehenen VW-Bus geladen und ist zu einer Brauerei in Niederbayern gefahren. Deren vorhandene Anlage war ausgefallen und sie beauftragten meinen Vater mit der Reparatur. Während der Reparaturzeit lieh er deshalb seine allererste Maschine aus. Anfangs war der Brauer skeptisch, weil die ST 1500 – so hieß die halbautomatische Anlage – deutlich kleiner war als die vorhandene. Aber schon bald machte er große Augen, denn die Maschine meines Vaters lief wie am Schnürchen. Und so hat er sich dazu entschlossen, sie zu kaufen – und er hat ihm auch gleich eine Anzahlung mitgegeben. 

    So hatte mein Vater Kapital, um weiterzumachen – und die Qualität der Kronseder-Maschinen hat sich dann auch herumgesprochen! Immerhin gehörte Bayern schon damals zu der Region mit der höchsten Brauereidichte. Für den internationalen Durchbruch half es ihm dann, dass auch die Brauereien im Ausland oft mit deutschen Braumeistern belegt waren. Österreich, Italien, die Niederlande, Schweiz und Frankreich gehörten zu den ersten Exportmärkten. 

    Und wie gelang dann der Sprung nach Übersee?

    Zum einen war es auch hier die Mund-zu-Mund-Propaganda, die dafür sorgte, dass man den Namen Krones kannte. Aber die ausschlaggebende Rolle für den Erfolg spielte die Technologie. 

    1966 war mein Vater zum ersten Mal beruflich in den USA. Damals gab es dort natürlich lokale Unternehmen, die Etikettiermaschinen fertigten – aber mit einem entscheidenden Unterschied: Sie produzierten Taktmaschinen mit niedriger Leistung, Krones hingegen hatte bereits kontinuierlich laufende Rundläufer-Etikettiermaschinen im Portfolio. Um als Getränkebetrieb im für damalige Verhältnisse hohen Leistungsbereich von 30.000 Behältern pro Stunde zu arbeiten, musste man bis zu zehn Taktmaschinen in Tandemaufstellung betreiben; oder eben eine einzige Krones Prontomatic. Zehn versus eine bedeutet für den Getränkebetrieb selbstverständlich einen Riesenunterschied in Sachen Investition – und ein starkes Argument für Krones. 

    Aber wir profitierten nicht nur in Sachen Absatz vom amerikanischen Markt. Dieser war für uns auch Inspiration für technologischen Fortschritt. Ein Beispiel waren die Anforderungen an einen kontinuierlichen Betrieb. Denn die amerikanischen Getränkehersteller produzierten damals schon im Mehrschichtbetrieb, etwas, was in Deutschland oder Europa noch gar nicht üblich war. Wir entwickelten unsere Maschinen also entsprechend weiter, sodass auch längere Betriebszeiten möglich waren. 

    Ich denke, man sieht an diesem Beispiel gut, dass mein Vater schon früh darauf gesetzt hat, seinen Kunden zuzuhören. So gelang es ihm, dass Etikettiermaschinen von Krones zu den führenden und zuverlässigsten am Markt zählten. Das ist sicherlich auch heute noch eines der Erfolgsrezepte von Krones: den Markt zu verstehen und dessen Anforderungen und Wünsche als Inspiration für Verbesserungen zu nehmen, die Krones technologisch nach vorne bringen. 

    Das klingt nach einem Aufstieg wie aus dem Bilderbuch. Gab es denn auch mal Momente, wo Ihr Vater gezweifelt hat?

    Gegenwind gab es natürlich immer – gerade von der Konkurrenz. Man hat den Bayern oft ein bisschen belächelt. Aber durch gute Konstruktionsansätze und hohe Qualität, durch seine Ideen und seinen Einfallsreichtum hat mein Vater mit Krones relativ bald auch die Innovationsführerschaft übernommen – und es sprach sich dann herum, dass die Krones Maschinen eigentlich ganz gut funktionierten (zwinkert).

    Bevor man seine Ideen realisieren kann, muss man erstmal welche haben. Woher nahm Ihr Vater seine Inspirationen?

    Die Ideen fallen nicht ein, wenn man dasitzt und sagt: „Ich brauche jetzt eine Idee.“ Ideen hat man im Alltag, wenn man nicht danach sucht: morgens beim Aufstehen, während der Autofahrt oder – wie im Falle meines Vaters häufig – auf dem Hochsitz. Er war ein begeisterter Jäger und wenn man schon mal auf der Jagd war, weiß man, was für ein besonderer Moment das ist, wenn man in aller Herrgottsfrüh in der Dunkelheit draußen sitzt und der Sonne langsam beim Aufgehen zuschaut. Da hat man seine Ruhe und kann den Stress außen vor lassen – und genau da kamen meinem Vater oft die besten Ideen. 

    Aber natürlich hat man nicht einfach so eine Idee! Man muss sich schon mit der Materie auskennen, mit offenen Augen durchs Leben gehen und sich von anderen Industrien inspirieren lassen. Ich denke, mein Vater hatte genau dieses Talent, Weitblick und Kreativität miteinander zu verbinden. Und noch dazu war er konsequent: Wenn er ein Ziel vor Augen hatte, verfolgte er dieses auch so lange, bis er es erreichte. Immer mit der gewissen Portion Flexibilität, denn um eine Idee letztlich zu realisieren, muss man hier und da auch mal Umwege einschlagen. 

    Europa, Amerika, Asien, … – Ihr Vater war beruflich auf der ganzen Welt unterwegs. Wie sah denn Ihr Familienleben aus?

    Ich bin ja hier in Neutraubling aufgewachsen, seit Anfang der 60er Jahre wohnten wir Wand an Wand mit dem Betrieb. In seinen Mittagspausen kam mein Vater oft zu uns und hat uns von seinem Tag erzählt. Insofern sind wir bereits früh sehr stark in das Unternehmen hineingewachsen. 

    Die Werkstatt war so etwas wie unsere Spielwiese, vor allem am Abend oder am Wochenende. Manchmal haben wir Brüder uns daraus einen Spaß gemacht, auch mal etwas auszuprobieren und beispielsweise die Werkzeugmaschinen angeschaltet. Wir kamen also schon früh mit der Technik in Berührung – und meine Brüder Harald und Gunther und ich haben uns dann auch dazu entschieden, eine Ausbildung im Betrieb zu machen. Währenddessen mein Bruder Norman beschloss, sich um die Landwirtschaft zu kümmern.

    Als wir älter waren, hat mein Vater uns auch oft zu Kunden mitgenommen. Einmal waren wir gemeinsam bei einem Mineralwasserbetrieb in Süddeutschland. Während mein Vater die Verhandlungen führte, bin ich selbst im angrenzenden Kurgarten herumgewandert und habe auch einen Blick in die Abfüllhalle geworfen. Ich erinnere mich, dass ich es sehr beeindruckend fand, die Maschinen, die bei uns montiert werden, in Produktion zu sehen. 

    Letztlich sind Sie ja in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten und haben 1996 den Vorstandsvorsitz von ihm übernommen. Was war der wertvollste Rat, den Ihr Vater Ihnen mit auf den Weg gegeben hat?

    Mein Vater war stets ein Vorbild für mich. Beruflich haben mich sicherlich sein Ehrgeiz, der vorhin bereits erwähnte Weitblick und seine Leidenschaft für Innovation und Fortschritt geprägt. 

    Menschlich gesehen war seine Devise immer: am Boden bleiben. Und das nehme ich mir noch immer zu Herzen. Klar, man muss sich Ziele setzen, um im Leben weiterzukommen, aber diese müssen erreichbar sein. Denn nur, wenn ich etwas schaffe, dann habe ich ein positives Erlebnis und kann mit neuem Elan und gestärktem Selbstbewusstsein an die nächste Aufgabe herangehen – und so Stück für Stück besser werden. 

    03. Oktober 2024
    6:35 Min.

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