Wir erinnern uns kurz zurück: Das Tethered-Caps-Gesetz entstand insbesondere als Reaktion auf das Müllaufkommen an europäischen Stränden. 2016 wurden bei stichprobenhaften Sammelaktionen an 276 Strandabschnitten in 17 EU-Mitgliedstaaten 355.671 Abfallstücke aufgelesen und kategorisiert. Das Ergebnis: Mehr als 80 Prozent der gefundenen Objekte bestanden aus Kunststoff, davon entfiel wiederum die Hälfte auf Einweg-Artikel, darunter auch viele lose Verschlüsse von Getränkebehältern.
Jetzt gilt‘s: Seit 3. Juli dürfen PET-Flaschen und Getränkekartons in der EU nur noch mit festverbundenen Verschlüssen versehen werden. Über das Gesetz wurde im Vorfeld genauso ausgiebig wie kontrovers diskutiert. Jetzt, da der Stichtag vorbei ist, fragen wir uns: Was hat es bisher eigentlich gebracht? Die Antwort: Eine deutliche Reduktion der Kunststoffabfälle – wenn auch aus ganz anderen Gründen als vom Gesetz ursprünglich vorgesehen.
„Wenn die Deckel auch nach dem Öffnen fest am Behälter bleiben, landen sie nicht unkontrolliert in der Umwelt, sondern werden zusammen mit der restlichen Getränkeverpackung entsorgt – und im Idealfall auch recycelt“, so die Überlegung. Ob diese Rechnung aufgeht, lässt sich jetzt, in der ersten Anwendungswoche des Gesetzes, natürlich noch nicht überprüfen. Was sich jedoch mit Gewissheit sagen lässt: Viele Getränkeunternehmen haben die gesetzliche Pflicht zum Anlass genommen, ihre Getränkebehälter neben den Tethered Caps auch gleich mit einer kürzeren Mündung auszustatten. Damit machen sie nicht nur den zusätzlichen Materialaufwand, den die neue Verschlussfunktion zwangsläufig mit sich bringt, wieder wett, sondern sparen unterm Strich sogar noch Ressourcen ein.
Was zwei Millimeter bewirken können
Das Zauberwort lautet „GME 30.40“. So die Bezeichnung eines Mundstücks, das seit 2021 vermehrt bei Softdrink-Behältern zum Einsatz kommt. Es ist um zwei Millimeter kürzer als der vorher übliche Typ PCO 1881 und bringt damit mehr ein gutes Gramm weniger auf die Waage. Durch den ebenfalls niedrigeren Deckel fallen noch einmal 0,4 Gramm an Gewicht weg. Also in Summe rund anderthalb Gramm! Das mag im ersten Moment wenig klingen, aber bei einer durchschnittlichen Anlagenleistung von 40.000 Behältern pro Stunde und 6.000 Betriebsstunden im Jahr kommt da einiges zusammen.
In den letzten drei Jahren hat unser Lifecycle Service 109 Abfülllinien auf die Produktion von Flaschen mit kürzerem Mundstück umgerüstet. Die meisten davon in Europa im Zuge der Tethered-Caps-Einführung – aber auch einige Kunden aus dem Raum Asien-Pazifik sowie aus Afrika haben sich dafür entschieden, auf die ressourcensparende Variante umzusteigen. Nimmt man alle Produktionslinien zusammen, ergibt sich eine Materialeinsparung von über 39.000 Tonnen pro Jahr, was wiederum einer Emissionsreduktion1 von ca. 100.000 Tonnen CO2 entspricht. Darin noch gar nicht eingerechnet sind weitere Lightweighting-Maßnahmen, die verschiedene Kunden zusätzlich an ihren Flaschen vorgenommen haben. Denn Mündung und Deckel sind bei Weitem nicht die einzige Möglichkeit, Verpackungsgewicht und damit Material einzusparen.
Wo und wie sich ein PET-Behälter verschlanken lässt, ohne Abstriche bei Funktion, Haptik und Optik zu machen, muss allerdings individuell geklärt werden. Am besten in einem Beratungsgespräch mit den Krones Design-Fachleuten, die genau auf diese Frage spezialisiert sind. Auch wenn es dazu keinen gesetzlichen Druck gibt: Den Status quo überprüfen und verbessern lohnt sich in jedem Fall. Sei es am Flaschenkörper oder an der Mündung: Eine Gewichtsanpassung ist eine einmalige Veränderung, die danach dauerhaft Ressourcen und obendrein auch Kosten einspart.