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    Kooperation für die Entwicklung von alternativen Lebensmitteln

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    „Nachhaltige und bezahlbare Getränke, Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs für alle und überall“ so ein Auszug aus der Vision von Krones. Und genau diesen Teil füllt die kürzlich geschlossenen Kooperation zwischen Steinecker und Food Brewer mit Leben. In deren Zentrum steht der Steinecker Bioreaktor, mit dem sich Lebensmittel auf Zellkultur-Basis durch Fermentation herstellen lassen.

    Im Gespräch mit dem Krones magazine beleuchten Food Brewer, Steinecker und Krones das Marktpotenzial für alternative Lebensmittel. Sie erklären, wieso sich der Steinecker Bioreaktor ideal für eine Produktion im industriellen Maßstab eignet und wie sie gemeinsam Start-ups, Lebensmittel-Konzerne und CDMOs (Contract Development and Manufacturing Organization) von dieser Technologie überzeugen wollen.

    Im Interview:

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    Food Brewer bedeutet übersetzt ja „Lebensmittel-Brauer“ – ist bei euch der Name Programm? Oder anders gefragt: Was macht Food Brewer eigentlich genau?

    Ganz einfach gesprochen stimmt das schon: Wir brauen Lebensmittel. Denn wie beim Brauprozess nutzen auch wir die Fermentation als Basis. Mit dem Unterschied: Statt Hefe vermehren wir andere Zellen, zum Beispiel Pflanzenzellen wie Kaffee und Mikroalgen – und das in Bioreaktoren statt in Sudgefäßen. Anschließend ernten wir die so erzeugte Biomasse und verarbeiten sie entweder direkt weiter oder aber indirekt, indem wir gewisse Bestandteile extrahieren, die dann wiederum in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden. 

    Mit welcher Motivation habt ihr Food Brewer gegründet?

    Die klassische Landwirtschaft steht vor immer mehr Herausforderungen: Die mögliche Anbaufläche ist begrenzt, der Klimawandel birgt unwägbare Risiken, die Böden sind belastet und Plagen wie Schädlingsbefalle führen immer häufiger zu Ernteausfällen. Deswegen glauben wir, dass man in Zukunft zusätzliche Wege zur Herstellung von Nahrungsmitteln und deren Einzelbestandteilen benötigt, um auch die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen.

    Und wir sind überzeugt, dass wir mit Food Brewer einen Beitrag leisten können, solche Potenziale zu erschließen. Deshalb stellen wir Lebensmittel her, die in Geschmack, Optik und Haptik den aus der Landwirtschaft gewonnenen Produkten sehr ähnlich sind und eine gleichwertige und gleichzeitig nachhaltig produzierte Alternative zu dem darstellen, was die Verbraucherinnen und Verbraucher heute gewohnt sind.

     

    Wie stehen eurer Meinung nach die Verbraucherinnen und Verbraucher heute zu sogenanntem New Food, also alternativ hergestellten Getränken und Lebensmitteln?

    Es rückt immer stärker in das Bewusstsein der Menschen, dass die konventionelle Produktion von Lebensmitteln etwa ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verursacht und dementsprechend einen großen Anteil am Klimawandel ausmacht. Daher machen sich mehr und mehr Konsumentinnen und Konsumenten Gedanken, wie sie dem durch ihr alltägliches Einkaufverhalten gegensteuern können.

    Wenn man den Blick auf die heutigen Produkte und die Nachfrage richtet, dann hat sich aber schon unglaublich viel getan: Früher gab es eine Sorte Milch, jetzt gibt es so viele Alternativen. Das gleiche gilt auch für Fleisch- und die zahlreichen Ersatzprodukte. Und es wird sicherlich noch einiges passieren.

    Das ist das richtige Stichwort: Ja, es hat sich einiges getan und wird sich einiges tun. Aber ich denke, dass man von den wirklich innovativen Neuentwicklungen in den nächsten zwei, drei Jahren noch gar nicht so viel in den Regalen sehen wird, denn Forschung, Entwicklung und der Zulassungsprozess nehmen natürlich viel Zeit in Anspruch. Ich glaube vielmehr, dass wir von Innovationssprüngen sprechen müssen. Aber diese zeitliche Komponente passt meiner Meinung auch ganz gut zu den Zielgruppen: Denn das Bewusstsein für Ernährung und die Herkunft der Lebensmittel nimmt einen immer größeren Stellenwert ein und hier wächst auch das Interesse und die Offenheit an neuartigen Lebensmitteln. Das heißt: Die Zukunft wird den Markt ebnen – auch auf der Konsumentenseite.

    Sind Geschmack und Optik entscheidend dafür, wie schnell und gut man die Endverbraucherinnen und -verbraucher für diese neue Lebensmittel-Kategorie überzeugen kann?

    Ja, definitiv. Nur was schmeckt und ansprechend aussieht, wird auch gerne gegessen. Was den meisten Verbraucherinnen oder Verbrauchern beim Stichwort „alternative Lebensmittel“ wahrscheinlich als erstes in den Sinn kommt, sind Schnitzel und Hackfleisch auf Basis von Soja oder Erbsen. Hier wird ein pflanzlicher Ersatz für ein tierisches Produkt bereitgestellt. Aber auch biotechnologisch hergestellte Pilzmyzelien gibt es mittlerweile als Alternative in Form von Burgern oder Steaks.

    Und dann sind da Produkte, die auf gleicher Zellbasis beruhen wie das Original, nur eben mit einer alternativen Herstellmethode. Bei diesen kultivierten Zellen ist es auch viel schwieriger, einen Unterschied herauszuschmecken, weil es sich ja faktisch um das gleiche Produkt handelt. Nehmen wir Schokolade als Beispiel: Wenn ich zehn verschiedene Marken probiere, werde ich auch zehn ganz unterschiedliche Geschmacksprofile erkennen. Und wenn eine davon auf Basis von Kakaozellen aus dem Bioreaktor hergestellt wurde, wird sich auch diese geschmacklich in die konventionelle einreihen und ich werde das nicht herausschmecken.

    Ich glaube, man muss sich bewusst machen: Beide Kategorien haben ihre Berechtigung – aber man kann sie nicht direkt miteinander vergleichen. Wir bei Krones fokussieren uns auf die biotechnologische Herstellung, also das Züchten beziehungsweise die Fermentation von Zellen im Bioreaktor – und damit auf die zweite Variante von Alternative Food Processing.

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    Der Steinecker Bioreaktor wurde erstmals auf der BrauBeviale 2023 präsentiert. In ihm lassen sich mittels Präzisionsfermentation Lebensmittel auf alternativem Wege produzieren.

    Die Technologie ist das richtige Stichwort, denn sie bildet ja das Herzstück der Kooperation. Wie aber kam eigentlich der Kontakt zwischen Food Brewer und dem Krones Konzern zustande?

    Kennengelernt haben wir uns bei einem Kundentag in der Schweiz. Als dann Food Brewer im Nachgang eine Anfrage über unsere Website geschickt hat, bin ich kurz darauf zum ersten Mal nach Horgen gefahren. Das ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her. Damals ging es noch rein um das Upscaling: wie sich der Laborreaktor zu einer Anlage für die industrielle Biomasse-Herstellung hochskalieren lässt. Der entscheidende Punkt, warum sich Food Brewer für Steinecker entschieden hat, waren unser Blickwinkel und unser Background. Denn eigentlich wird die Technologie, die in Bioreaktoren steckt, oft in der Pharmaindustrie eingesetzt. Wir hingegen betrachten alle Prozesse aus den Augen eines Maschinenbauers mit Know-how aus der Brautechnologie. So wissen wir, wie man hochtechnologische Lebensmittel herstellt – und zwar zu einem Preis, der das Produkt am Ende erschwinglich macht.

    Dieses Out-of-the-box-Denken von Steinecker und Krones hat uns auch besonders überzeugt. Denn ursprünglich waren wir auf der Suche nach einem Reaktor mit Rührwerk – das ist eigentlich der Branchenstandard und wir setzen das auch bei unseren kleinen Laboranlagen ein. Mit dem Umwälzsystem von Poseidon sind wir nun in der Lage, das qualitativ gleiche Ergebnis zu erzielen wie beim Rühren – und zwar auch in den Mengen, die wir für eine Produktion im Industriemaßstab benötigen.

     

    Vom Kunden zum Partner – wie entstand schließlich die Kooperation zwischen Food Brewer und Steinecker?

    Für mich gab es zwei ausschlaggebende Punkte: Erstens seid ihr bei Krones innovativ; das merkt man, dass ihr nicht nur – salopp gesagt – Stahl und Eisen verbaut, sondern Anlagen konzipiert, mit denen sich die Produktionsprozesse noch effektiver und nachhaltiger optimieren lassen und diese auch umsetzt. Sei es mit dem Konzept der energieautarken Brauerei oder wie man aus dem Brauprozess wertvolle Nebenprodukte gewinnen kann. Diese fortschrittliche Denkweise gefällt uns.

    Der zweite Pluspunkt ist die Nähe zu den Brauereien, denn es gibt viele Parallelen bei der Produktion von Bier und alternativ hergestellten Lebensmitteln. Der Krones Konzern ist ein weltweit führendes Unternehmen genau in dem Bereich, der für uns und unsere Zukunft entscheidend ist: im Anlagenbau mit Fokus auf dem Handling von Flüssigkeiten und flüssigen Nährstoffen. Da ist es für uns natürlich spannend, dass ihr einen ganz anderen Blick auf den Bereich New Food habt und euch überlegt, wie ihr eure bewährten Technologien für diesen Markt nutzen könnt.

    Ich glaube, Krones, Steinecker und Food Brewer ergänzen sich ideal. Wir sind in der Getränke- und Lebensmittelindustrie etabliert und haben die passenden technologischen Lösungen, aber oft haben wir natürlich eine technische Brille auf und setzen die Prioritäten womöglich an anderen Stellen als unsere künftigen Kunden aus dem New-Food-Segment. In diesem Zusammenhang ist der Background von Food Brewer äußerst hilfreich. Denn das Team hat Know-how aus der Biotechnologie-, Chemie- und Pharmaindustrie und bringt dieses sowie seine Kontakte aus der Branche ein. Gemeinsam können wir die Schnittmenge der betrachteten Parameter zusammenbringen, um am Ende die Technik und Technologie zu haben, die einen Beitrag zur zukünftigen Ernährung der Weltbevölkerung leisten werden.

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    Food Brewer und Steinecker auf der BrauBeviale 2023 Bildnachweis:

    Food Brewer

    Auch wenn die Kooperation jetzt erst geschlossen wurde, gibt es den Steinecker Bioreaktor ja bereits seit gut einem Jahr. Wann kam denn die Idee, die Poseidon Technologie auch in anderen Branchen als der Bierbrauerei einzusetzen?

    Als die ersten Überlegungen bei Krones anstanden, den Weg in Richtung Alternative Food Processing und Präzisionsfermentation einzuschlagen, war mir klar: Unsere Poseidon Technologie, die in der Brautechnologie bereits etabliert ist, eignet sich eigentlich perfekt für diese Herstellungsprozesse. Denn im Grunde arbeiten wir hier auch mit Zellen, im Fall von Bier mit Hefen.

    Aber die Idee allein reicht noch nicht, man braucht auch progressive Kunden, die bereit sind, in so eine Technologie zu investieren und den Weg mitzugehen. Und dann kann etwas Großes entstehen.

    Den progressiven Kunden hat Steinecker ja mit Food Brewer erfolgreich gefunden und der Bioreaktor steht seit Kurzem im Technikum in Horgen. Was sind nun die weiteren Schritte?

    Seitens Krones beziehungsweise Steinecker erhoffen wir uns von der Kooperation, den Einsatz von Poseidon für die Herstellung alternativer Lebensmittel auf Herz und Nieren zu testen und somit zu validieren. Um dies in einem möglichst breiten Feld tun zu können, ist es außerdem Teil der Kooperation, dass der Bioreaktor bei Food Brewer als Pilotanlage auch für andere Kunden für Versuchszwecke genutzt werden kann.

    Wir bei Food Brewer sind absolut überzeugt von eurer Technologie mit der Umwälzeinheit – und unsere Vision ist es, auch alle anderen New-Food-Produzenten davon zu überzeugen.

    Ich denke, das ist auch die große Hürde, die es zu überwinden gilt: Der Status quo am Markt ist einfach, mit einem Rührwerk zu arbeiten – auch wenn, wie schon mehrfach angesprochen, die Vorteile unserer Poseidon Technologie mit Umwälzeinrichtung vor allem in industriellem Maßstab ganz klar überwiegen. Das ist eine riesige Aufgabe – und zusammen meisten wir die sicherlich einfacher. 

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    Blick ins Innere: Der Steinecker Bioreaktor arbeitet auf Basis der Poseidon Technologie mit Umwälzeinrichtung.

    Was werden eure entscheidenden Argumente sein, um den Steinecker Bioreaktor im Markt für alternative Lebensmittel zu platzieren?

    Ich denke, dass am Ende Kosten und Flexibilität eine Rolle spielen werden – und hier bietet der Bioreaktor ein großes Potenzial: Wir können mit unserer Technologie einen disruptiven biotechnologischen Ansatz verfolgen, der die wichtigsten Parameter wie die Belüftung, die Reinigbarkeit und die Homogenisierung berücksichtigt – und skalierbar ist, für den kleinen als auch den industriellen Maßstab.

    Es ist wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen. Klar, es gibt im Entwicklungs- und Produktionsalltag immer Probleme oder Hürden, die sich direkt auf das eigene Produkt auswirken – die werden natürlich für alle Produzenten immer an erster Stelle stehen. Es gibt aber auch übergreifende, strategische Themen, die uns langfristig beschäftigen werden. Und dazu gehört ganz klar, alternative Nahrungsmittel für die Allgemeinbevölkerung zu erschaffen. Dabei ist aber die Large Scale Production ein riesiges Problem. Die für uns realisierbare Lösung ist der Steinecker Bioreaktor – und damit die Zusammenarbeit mit Krones. Unterm Strich haben wir mit dem System nun einen Scale-up und Preisvorteil gewonnen.

    Wir bei Food Brewer haben hier den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, aber jetzt wollen wir auch anderen helfen, mit auf den Zug aufzuspringen und den Blick auf den Lebensmittelmarkt der Zukunft zu richten, denn nur gemeinsam kann man Großes bewirken.

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