Auf der Fahrt durch Ostsachsen macht sich unweigerlich Ausflugsstimmung breit: Es geht an Wiesen, Feldern und kleinen Wäldchen vorbei, am Horizont zeichnen sich sanfte Hügelreihen ab. Einen Industriestandort würde man hier nicht unbedingt vermuten – bis die Landstraße eine letzte Linkskurve macht und den Blick auf eine der modernsten Molkereien Europas freigibt.
2004 ging bei der Sachsenmilch GmbH ein aseptischer Vierfarbenfüller in Betrieb. Nicht irgendeiner, sondern der allererste, den Krones jemals gebaut hatte. Mehr als 15 Jahre und 100.000 Betriebsstunden später ist die Maschine immer noch in Topform – dank eines ausgeklügelten Wartungskonzepts, das nichts dem Zufall überlässt.
Außen Idylle, innen Hightech
Mit einer Fläche von 63,2 Hektar macht Sachsenmilch beinahe den umliegenden Kleinstädten Konkurrenz. Allerdings nur, was den Größenvergleich betrifft, denn: Mit seinen 3.000 Arbeitsplätzen spielt das Unternehmen eine zentrale Rolle im Leben der gesamten Region. Der jetzige Standort in Leppersdorf nahe Dresden wurde 1995 eröffnet und seitdem kontinuierlich erweitert. „In meinen 20 Jahren hier hat es keinen einzigen Tag ohne Baustelle gegeben“, lacht Oliver Schmidt, Produktionsleiter „Frische 2“. Und sein Kollege Jens Wenzel, Leiter Instandhaltung Flaschenlinien „Frische 2“, ergänzt mit hörbarem Stolz: „Neue Gebäude, neue Anlagen – das Werk steht nie still. Es geht immer weiter, auch in der Technologie.“
Das Fazit der Investitionsfreude sind 27 Produktions- und Abfülllinien für flüssige und viskose Produkte, darunter Milch und Milchmischgetränke, Joghurt, Kefir, Milchreis und Milchgrieß. In den drei Käsereien wird neben Mozzarella und Schnittkäse auch Sauermilchkäse hergestellt und an insgesamt 23 Verpackungslinien abgepackt.
In der Milchveredelung kommen vier Sprühtürme zur Produktion von Eiweiß und Calcium sowie vier Fließbetttrockner für Lactose zum Einsatz. Ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aus Produkten, Technologien und Prozessen erlaubt es dabei, die jährlich angelieferten 1,7 Milliarden Kilogramm Milch nahezu verlustfrei zu verwerten: So wird etwa aus der Molke, die in den Käsereien abfällt, hochwertiges Proteinpulver gewonnen und aus dem Restzucker, der sich nicht mehr für den Lebensmitteleinsatz eignet, Bio-Ethanol erzeugt.
Diese konsequente Ausrichtung auf bestmögliche Rohstoffverwertung spiegelt sich auch in der Instandhaltung der Abfüllanlagen wider. Nach einem detailliert ausgearbeiteten Plan werden verschleißanfällige Komponenten turnusmäßig ausgebaut und überholt. Regelmäßige Inspektionen bei laufendem Betrieb beugen unvorhergesehenen Produktverlusten vor. Und die ohnehin anfallenden Reinigungszeiten der Anlagen werden zugleich für Kleinreparaturen genutzt. „Mit unserem speziell kreierten Wartungsplan stellen wir sicher, dass die Produktion so störungsfrei und effizient wie möglich läuft“, betont Pierre Göhring. „Ein positiver Nebeneffekt des Ganzen ist, dass wir die Lebensdauer der Linien verlängern.“
Die Aufregung steigt
Letzteres zeigt sich unter anderem an einer Krones Aseptik-Linie, die 2004 in Betrieb ging und inzwischen mehr als 100.000 Betriebsstunden auf dem Zähler hat. Herzstück der Anlage ist ein sogenannter Vierfarbenfüller, der bis zu vier verschiedene Produktsorten auf einmal abfüllt. Er wurde damals als Prototyp eigens für Sachsenmilch entwickelt. Von dem Projekt haben beide Unternehmen gleichermaßen profitiert – und tun es noch heute, wie Jens Wenzel berichtet: „Der Vierfarbenfüller war zu diesem Zeitpunkt der erste seiner Art auf dem Milchsektor. Wir haben damit den Grundstein für eine partnerschaftliche Beziehung gelegt, die seit 20 Jahren gepflegt und ausgebaut wird.“
Ein wesentlicher Bestandteil dessen ist die enge Zusammenarbeit mit dem Krones Service. „Wir produzieren hier in Leppersdorf rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Daher sind wir auf eine hohe Anlagenverfügbarkeit angewiesen“, betont Oliver Schmidt. Um diese aufrechtzuerhalten, steht die gesamte Anlage jeweils im Frühjahr und Herbst zu Instandhaltungszwecken für eine Woche still. Trotz aller Akribie, mit der die Einsätze im Vorfeld geplant werden: „Wenn die Monteure dann tatsächlich hier anrücken, steigt jedes Mal die Aufregung“, lacht Jens Wenzel. „Das größte Highlight ist allerdings, wenn die Produktion dann nach einer Woche wieder anläuft.“
Die Aseptik-Anlage hat schon zahlreiche dieser geplanten Instandhaltungseinsätze miterlebt – und alles deutet darauf hin, dass in Zukunft noch so manche hinzukommen werden. „Egal, welche Bauteile und Komponenten gerade gebraucht werden: Krones stellt sie uns kurzfristig zur Verfügung. Und das, obwohl wir hier von einer Verfügbarkeit von bald 20 Jahren sprechen“, sagt Jens Wenzel. „Sollte ein Ersatzteil mal tatsächlich nicht mehr lieferbar sein, werden uns umgehend Alternativlösungen oder Upgrades angeboten.“ Über die Jahre habe sich dadurch eine große Verbundenheit zwischen beiden Unternehmen entwickelt: „Das Miteinander zwischen Krones und uns finde ich hervorragend. Sei es Tag oder Nacht: Wir bekommen immer die Unterstützung, die wir brauchen.“
Egal, welche Bauteile und Komponenten gerade gebraucht werden: Krones stellt sie uns kurzfristig zur Verfügung. Und das, obwohl wir hier von einer Verfügbarkeit von bald 20 Jahren sprechen. Jens WenzelLeiter Instandhaltung Flaschenlinien „Frische 2“
Wieder Aseptik, wieder ein Prototyp
Als 2019 ein Ausbau der Aseptik-Kapazitäten anstand, klopfte Krones erneut mit einem Prototyp an – und Sachsenmilch schlug erneut zu. Dieses Mal handelte es sich um die jüngste Weiterentwicklung des trockenaseptischen Blasmaschinen-Füller-Blocks. Vom bisherigen Contipure AseptBloc DA unterscheidet ihn unter anderem sein Reinigungskonzept, das heiße Lauge für die Maschinenoberfläche und Dampf für die Produktwege nutzt. Der Vorteil dessen: Die Sterilisationszeiten gehen nach unten und die Verfügbarkeit nach oben. Als Füller kommt wieder eine Vierfarb-Variante zum Einsatz. Dass zwischen diesem und dem ersten Prototyp 15 Jahre Entwicklungszeit liegen, macht sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar: „Inzwischen hat die Servotechnik ihren Platz eingenommen und kann im Prozess kontrolliert, überwacht und gesteuert werden“, sagt Pierre Göhring. „Die automatische Verstellung der Garnituren bringt ein hohes Maß an Zeitersparnis im Rüstprozess und entlastet körperlich die Mitarbeiter enorm.“
Contipure AseptBloc DA
- Platzsparende Kombination aus Blasmaschine, Füller und Verschließer
- Schonende und sichere Abfüllung von sensiblen Produkten
- Entkeimung der Preforms und Verschlüsse mittels Wasserstoffperoxid (H2O2)
- 360-Grad-Behandlung der Preforms: innen, außen sowie im Neck-Bereich
- Kurze Reinigungszeiten für eine hohe Verfügbarkeit
Zum Lieferumfang gehörten außerdem zwei Sleeve-Etikettiermaschinen des Typs Sleevematic sowie ein Variopac Pro T, der die etikettierten Behälter in Trays verpackt. Die prozesstechnische Anbindung des neuen Vierfarbenfüllers übernahm Milkron, im Paket mit einer Einrichtung zur Kulturendosage, einem Joghurtkühler und einer Fruchtmischstation.
Seit 2021 läuft die Anlage mit einer Leistung von 36.000 Behältern pro Stunde. So weit sie von den 100.000 Betriebsstunden noch entfernt sein mag, so groß ist gleichzeitig die Gewissheit: Bei Sachsenmilch ist die Anlage in den besten Händen, um diese Marke in Topform zu erreichen.
Sachsenmilch im Kurzporträt
- 1990 gegründet, seit 1994 Tochter der Unternehmensgruppe Theo Müller
- Standort: Leppersdorf nahe Dresden (1995 eröffnet)
- 3.000 Beschäftigte
- Produktspektrum: von Milch und Milchmix-Getränken über Butter, Joghurt und Käse bis hin zu Milchreis und anderen Desserts
- Kapazität: Verarbeitung von rund 1,7 Milliarden Kilogramm angelieferter Milch pro Jahr