Frauenpower in der Männerdomäne: Premwadee Mongkolnam ist die einzige Baustellenleiterin bei Krones – und meistert ihren Job mit Bravour.
Im Januar 2021 übernahm Waan ihre erste eigene Baustelle und betreute parallel Inbetriebnahme und Installation von zwei Linien.
Seit etwas mehr als fünf Jahren arbeitet Premwadee Mongkolnam bei Krones, genauer gesagt im Service-Team der Region Asien-Pazifik. „Ich liebe es zu reisen, neue Leute und Kulturen kennenzulernen“, beschreibt sie. Beste Voraussetzungen also für einen Job im Service!
Die quirlige Thailänderin, die bei ihren Kolleginnen und Kollegen sowie Kunden nur unter ihrem Spitznamen „Waan“ bekannt ist, hat eigentlich Betriebswirtschaft studiert und verbrachte unter anderem zwei Jahre in Belgien. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung begann sie 2016 ihren ersten Job bei Krones Thailand. Dabei unterstützte sie zunächst Baustellenleiter in der Region Asien-Pazifik als sogenannte Site Secretary.
„Ich mag keine Schreibtischarbeit“
So schnupperte sie erste Baustellen-Luft und fand Gefallen daran, bei Kunden vor Ort die Fäden zusammenzuführen und Installation, Inbetriebnahme und Abnahme von neuen Linien zu begleiten. Auch ihren Chefs Eric Coevoet und Aditep Kongdee war schnell klar: Waan hat das Zeug dazu, selbst Baustellenleiterin zu werden. „Mein beruflicher Hintergrund sind Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsmanagement – aber ehrlich gesagt mag ich keine Schreibtischarbeit. Genau deshalb ist dieser Job auf der Baustelle genau der richtige für mich”, erklärt Waan.
Nachdem sie in einigen kleinen Projekten bereits ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte, übernahm sie im Januar 2021 Verantwortung für ihre erste größere Baustelle, auf der die Inbetriebnahme einer kompletten Linie ganz in ihren Händen lag. Zu Waans Aufgaben als Baustellenleiterin gehören das Abwickeln des Projekts, die Kommunikation mit dem Kunden, das Koordinieren der Baustelle, die Organisation des Teams vor Ort – kurz und knapp: Sie stellt sicher, dass das Projekt reibungslos und zur Zufriedenheit aller Beteiligten über die Bühne gebracht wird.
Das letzte Puzzlestück fehlt Waan allerdings noch: „Eigentlich wartet auf mich noch ein theoretisches Training, doch das konnte ich wegen der Covid-19-Pandemie bisher nicht absolvieren. Aber ich hoffe, dass der letzte Baustein spätestens in 2022 erfolgreich ergänzt werden kann.“
Eine Frau, die Herausforderungen liebt
Eigentlich dauern Installation und Inbetriebnahme, je nach Umfang und Komplexität, rund vier bis sechs Monate – und dann heißt es: Koffer packen und ab zum nächsten Kunden. Doch Waan wird noch eine Weile in Kambodscha bleiben. Denn weil die Inbetriebnahme dieser Linie reibungslos funktionierte, übernahm sie parallel auch die Verantwortung für eine zweite Anlage, die momentan in der Nachbarhalle installiert wird.
Bisher führte ihr Job bei Krones Waan schon zu Kunden in Malaysia, Kambodscha, Thailand und den Philippinen. Als Baustellenleiterin hat sie nicht nur die Verantwortung über das Projekt, sondern kümmert sich auch um das Team vor Ort, das – je nach Umfang der Linie – aus drei bis zehn Mitgliedern besteht. „Soviel ich weiß, bin ich die einzige Frau bei Krones, die diesen Job macht. Es ist eine tolle Chance, aber auch eine Herausforderung – aber ich liebe Herausforderungen“, sagt Waan.
„Wie ein Team denken und handeln ist das Wichtigste“
Mehr über ihre Tätigkeit als Baustellenleiterin und ihre Arbeit als meist einzige Frau unter Männern verrät Waan im folgenden Interview.
Waan, du scheinst immer gut gelaunt zu sein. Was magst du am meisten an deinem Job?
Mir gefällt, dass es nie langweilig wird. Ich arbeite immer an unterschiedlichen Projekten und reise zu verschiedenen Baustellen. Es macht mir Spaß, immer an anderen Orten zu arbeiten, weil ich dabei nicht nur neue Leute treffen, sondern auch neue Kulturen und deren Küche kennenlernen kann.
Was ist für dich an deinem Job am stressigsten?
Ich betreue hauptsächlich Neumaschinenprojekte – und da ist der Zeitplan immer recht straff: Wenn du mit 100 Kilometern pro Stunde startest, musst du diese Geschwindigkeit auch bis zum Schluss aufrechterhalten. Letztes Jahr waren wir besonders stark ausgelastet: Wegen der Coronavirus-Pandemie war es fast unmöglich zu reisen, besonders für meine Kollegen aus Europa. Deshalb mussten wir in der Asien-Pazifik-Region alle Projekte selbst abdecken und sind immer direkt von Baustelle zu Baustelle. Um ehrlich zu sein, war das ziemlich anstrengend. Aber wir haben immer Spaß und das macht die stressigeren Tage wieder wett.
Als Leiterin übernimmst du Verantwortung für dein Team vor Ort. Hast du ein ‚Rezept’, um Motivation und gute Stimmung auf der Baustelle aufrechtzuerhalten?
Wie ein Team zu denken und zu handeln ist in meinen Augen das Wichtigste. Normalerweise versuche ich immer, die Meinungen der anderen Team-Mitglieder einzuholen, bevor ich eine Entscheidung treffe. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum wir so gut zusammenarbeiten. Ich will beispielsweise die Meinung der anderen wissen, bevor ich dem Kunden antworte, weil ich finde, dass das von Respekt zeugt. Natürlich ist das nicht immer möglich: Manchmal muss ich einfach auch Dinge ausführen, die an höherer Stelle entschieden wurden. Aber grundsätzlich will ich, dass meine Teammitglieder wissen, dass ihre Meinungen wertgeschätzt werden.
Ich versuche immer, die Meinungen der anderen Team-Mitglieder einzuholen, bevor ich eine Entscheidung treffe.
Premwadee „Waan” MongkolnamKrones Baustellenleiterin aus Thailand
Meistens sind Baustellenleiter und Servicetechniker Männer. Ist es schwierig für dich, in einem so männerdominierten, technischen Feld zu arbeiten?
Ich würde sagen, dass es schon ein paar Faktoren gibt, die den Job für Frauen härter machen. Besonders zu Beginn musst du dich ein bisschen mehr beweisen. Manche deiner Kollegen wollen dich vielleicht am Anfang etwas testen, aber wenn du dir dessen bewusst bist, weißt du damit umzugehen.
Da ich nichts Technisches studiert habe, war ich zu Beginn schon etwas nervös. Aber mein Chef und alle meine Kolleginnen und Kollegen gaben mir Selbstvertrauen. Sie sind sehr nett, kümmern sich um mich und respektieren meine Arbeit. Auch meine deutschen Kollegen sind sehr nett und zuvorkommend und manchmal sogar etwas überfürsorglich.
Alles in Allem sind wir eine tolle Gruppe. Wir respektieren einander und unsere Arbeit und jeder im Team arbeitet sehr professionell. Ich vertraue meinen Kollegen, die im Übrigen nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde sind.
Und wie sieht es bei den Kunden aus? Respektieren sie dich genauso wie deine Kollegen?
Ich habe weder in Malaysia oder Thailand noch in Kambodscha oder den Philippinen negative Erfahrungen gemacht. Die Kunden sehen, dass wir als Team gut zusammenarbeiten. Unsere Professionalität und Respekt füreinander stärken auch ihr Vertrauen in uns. Ich hatte also nie Probleme. Und ehrlich gesagt ist es manchmal sogar einfacher für eine Frau, bestimmte Ziele zu erreichen, weil wir zum Beispiel vielleicht hier und da mehr Fingerspitzengefühl besitzen, wenn es darum geht, überlegt zu argumentieren, statt einfach auf etwas zu bestehen. Aber manchmal muss man auch seine taffe Seite zeigen, um ans Ziel zu kommen.
Hast du Tipps für Frauen, die auch im technischen Bereich arbeiten wollen – als Servicetechnikerin oder sogar als Baustellenleiterin?
Ich komme ja aus der Wirtschaftsecke – und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die eigenen Interessen dabei eine große Rolle spielen. Ich mag meine Arbeit und ich bin sehr wissbegierig. Und ehrlich gesagt: Selbst wenn man Mechatronik oder Elektrotechnik studiert hat, gibt es in diesem speziellen Bereich im Anlagenbau immer noch genug Dinge, die du noch nicht wissen wirst. Deshalb ist es wichtig, eng zusammenzuarbeiten, an den Maschinen ausgebildet zu werden und Erfahrungen vor Ort zu sammeln. Ich habe vom jeweiligen Baustellenleiter und den Ingenieuren gelernt. Und ich denke auch, dass der wichtigste Erfolgsfaktor für Frauen im technischen Bereich die Motivation und der Spaß an ihrer Arbeit ist.
Natürlich ist Arbeit nicht alles. Was machst du denn immer an deinen freien Tagen?
Typische „Mädchensachen“ – ich gehe zur Pediküre, zur Maniküre oder shoppen. Als Team verbringen wir so viel Zeit zusammen; wir essen zusammen und wir gehen gemeinsam aus – und dabei bin ich die einzige Frau. Um Zeit für mich und die Dinge, für die ich sonst keine Zeit habe, zu nehmen, weiß das ganze Team, dass meine Sonntage für mich reserviert sind.