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    Die Seele des Bieres: Bilderbuch-Brauerei Omer Vander Ghinste

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    Die belgische Brauerei Omer Vander Ghinste hat ihre Produktion mit einem Steinecker Sudhaus und einer Krones Abfüllanlage für Mehrwegglas modernisiert.
    • Die belgische Familienbrauerei Omer Vander Ghinste hat etwas von einer Vorzeigebraustätte.

    Die belgische Familienbrauerei Omer Vander Ghinste hat etwas von einer Vorzeigebraustätte. In der Luft liegen die Süße des Malzes und das Bittere des Hopfens, eine spannende Architektur vereint geschickt Tradition und Moderne und über allem schwebt ein Hauch von Nostalgie – und obwohl die fast 130-jährige Geschichte einen beim Besuch der Braustätte auf Schritt und Tritt begleitet, ist sie gleichzeitig gut mit Hightech-Technologie ausgestattet, und zwar in Gestalt von Edelstahl-Anlagen für die Bierproduktion.

    Das Jahr 2018 war für Omer Vander Ghinste ein ganz besonderes. Denn damals, genauer gesagt am 19. Dezember, überschritt der Ausstoß eine magische Grenze: Erstmals konnte die Familienbrauerei in einem Jahr mehr als 100.000 Hektoliter Bier verkaufen. Wesentlicher Treiber hinter der Produktionssteigerung war in erster Linie das helle, obergärige – und mit acht Volumenprozent recht starke – OMER.Traditional Blond, das erst ein Jahrzehnt vorher entwickelt und auf den Markt gebracht worden war. Galt die Brauerei zur Jahrtausendwende noch als typische Regionalbrauerei, so war ihr mit diesem Wachstum der Sprung zu einer nationalen Spezialitäten-Brauerei gelungen, mit internationalem Anspruch und Export in die Nachbarländer Frankreich und Niederlande.

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    Der Markenname „Omer.“ stammt vom Vornamen des jetzigen Besitzers Omer Jean Vander Ghinste.

    Jede Generation ein „Omer“

    Der Markenname „Omer.“ stammt vom Vornamen des jetzigen Besitzers Omer Jean Vander Ghinste. Gemäß der knapp 130-jährigen Familientradition erhält jeweils der älteste Sohn jeder Generation den Vornamen Omer und wird Chef der Brauerei.

    Seinen Ursprung hatte dieser Brauch 1892: Damals, als es noch über 3.000 Brauereien in Belgien gab, kaufte Remi Vander Ghinste seinem 23-jährigen Sohn Omer in Bellegem eine kleine Braustätte. Dieser begann mit dem Brauen – und weil es im 19. Jahrhundert noch nicht üblich war, Biere mit Markennamen zu bezeichnen, gab er dem Bier einfach seinen eigenen Namen und distribuierte es mit Pferdefuhrwerken im Umkreis von 15 Kilometern. „Sein Marketing bestand darin, dass er bleiverglaste Fenster mit dem Schriftzug ‚Omer Vander Ghinste‘ in die belieferten Gaststätten einbauen ließ. Als sein Sohn geboren wurde, gab er ihm den Namen Omer, um nicht den Schriftzug auf den Fenstern ändern zu müssen“, erzählt Omer Jean Vander Ghinste, der seit 2007 die Brauerei in mittlerweile vierter Familiengeneration führt. Sein ältester Sohn, die fünfte Generation, arbeitet seit 2019 ebenfalls in der Brauerei und bereitet sich auf die zukünftige Übernahme vor. Man darf raten, wie sein Vorname lautet.

    Beeindruckende Biervielfalt

    Doch das war nicht immer so: Während bis in die 1930er Jahre in der Region fast ausschließlich Sauerbier konsumiert wurden, erlebte das Land bis in die späten 80er Jahre einen Pils-Boom mit bis zu 80 Prozent Konsumanteil. Danach wendete sich das Blatt wieder und Spezialsorten wie Frucht- oder Sauerbier waren erneut gefragt.

    Seit der Einführung von OMER. im Jahr 2008 profitierte die Brauerei vom Spezialitäten-Boom, der nicht nur die belgische, sondern die gesamte internationale Braubranche in den vergangenen Jahren getragen hat – und sie konnte ihren Ausstoß nahezu verdoppeln. Aber Omer Vander Ghinste sprang nicht erst damals auf diesen Zug auf, sondern war schon immer eine handwerklich arbeitende, regionale Spezialbier-Brauerei mit einer großen Sortenvielfalt. Einzigartig sind besonders die verschiedenen Gärverfahren, die angewendet werden, ebenso wie die damit produzierten Biere:

    • Untergärige Biere wie das Pils Bockor oder das Exportbier BLAUW
    • Obergärige Biere wie das OMER.Traditional Blond mit zweiter Vergärung in der Flasche
    • Solche mit Spontangärung
    • Biere, die aus einer Mischung aus obergärigem und spontanvergorenem Bier entstehen
    • Das Saisonbier LeFort Sour Oaked, eine Mischung aus dem obergärigen LeFort und einem spontanvergorenem Lambic, das über 18 Monate in Eichenfässern sauer fermentiert worden ist 
    • Brut Nature als ein obergäriges Bier mit fünf verschiedenen Hopfensorten, bis zu fünf Jahren Lagerdauer und zweiter Gärung in der Flasche durch wilde Hefen
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    Omer Vander Ghinste ist eine handwerklich arbeitende Spezialbier-Brauerei mit einer großen Sortenvielfalt.

    Wilde Spontangärung mit Kühlschiff

    Das Kühlschiff, eine große Kupferwanne mit einem Fassungsvermögen von 180 Hektolitern Bier, befindet sich auf dem Dach der Brauereigebäudes, denn früher wurde dabei das Schwerkraftprinzip genutzt: Erst pumpte man die Heißwürze nach oben in das Kühlschiff. Dann ließ man die Schwerkraft wirken und die Kaltwürze gelang ohne weiteren Pumpeneinsatz nach unten, zuerst in den Gär- und Lagerkeller, dann in die Filtrationsanlage und schließlich zur Abfüllung.

    Heute kommt die Kaltwürze, die durch die Umgebungsluft auf rund 25 Grad Celsius abgekühlt ist, in große konische Holzbottiche, die sogenannten Foeder. Hier verbleibt das Jungbier für 18 Monate und vergärt mit der wilden Hefe zu der speziellen belgischen Biersorte Lambic, der Basis für verschiedenste Biere.

    Omer Vander Ghinste ist dabei eine der ganz wenigen belgischen Brauereien, bei der all die verschiedenen Gärverfahren unter einem Dach stattfinden. Für die Herstellung von spontan und mit wilder Hefe aus der Umgebungsluft vergorenen Bieren nutzt Omer Vander Ghinste noch ein großes Kühlschiff aus dem Jahr 1931.

    Für die Sorten, die eine zweite Gärung in der Flasche erfahren, steht ein Reifelager zur Verfügung. Diese Biere werden zunächst filtriert, mit einer geringen Menge Zucker versetzt und in einem Kurzzeiterhitzer pasteurisiert. Vom Drucktank geht es dann zum Abfüllen, wobei zuvor noch Hefe zudosiert wird. Anschließend werden die Flaschen bereits fertig etikettiert, in Kästen verpackt und bleiben für 14 Tage bei 25 Grad Celsius zur Nachgärung in diesem Reifelager. Durch Zuckerzugabe und Nachgärung erhöht sich auch der CO2-Gehalt von ehemals fünf auf dann acht Gramm pro Liter.

    Neues Steinecker Sudhaus

    Das Jahr 2018 war für Omer Vander Ghinste aber nicht nur wegen dem Erreichen der 100.000-Hektoliter-Grenze etwas ganz Besonderes: Die Brauerei gönnte sich auch ein neues Sudhaus und verabschiedete damit das vorhandene Kupfer-Sudwerk in seinen wohlverdienten Ruhestand. Dieses hatte seit 1947, also sage und schreibe 71 Jahre lang, zuverlässig seinen Dienst getan.

    Natürlich brachte Omer Vander Ghinste damit nicht nur die Brautechnologie auf den neuesten Stand der Technik, sondern erhöhte gleichzeitig die Braukapazitäten – ein Schritt, der angesichts der zuvor erwähnten Ausstoßsteigerungen nicht nur logisch, sondern auch dringend notwendig war.

    Die Kapazität des Sudhauses ist seitdem auf 200.000 Hektoliter pro Jahr ausgelegt – und gibt der Produktion so Luft nach oben. Die Familienbrauerei errichtete dafür einen Neubau innerhalb des Betriebsgeländes und legte hier, wie in der gesamten Braustätte, großen Wert auf Optik. „Wir haben versucht, etwas Kunstvolles zu gestalten, nicht einfach eine Fabrik auf der grünen Wiese zu bauen“, sagt Chef Omer Vander Ghinste und kommt ins Schwärmen ob der Schönheit der Sudhaus-Architektur, die dem kalten Edelstahl warme Ziegelwände und weiches Holz als Kontrast entgegengestellt. „Es ging hier um die Seele der Brauerei.“

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    Das neue Steinecker Sudhaus ist ausgelegt für einen Ausstoß von 185 Hektolitern Heißwürze pro Sud.

    Bei der kompletten Erneuerung des Sudhauses entschied sich Omer Vander Ghinste für Steinecker Technologie. Das Sudhaus ist ausgelegt für einen Ausschlag von 185 Hektolitern Heißwürze pro Sud und braut, betrieben im Zweischichtbetrieb, fünf Sude in 17 Stunden. Es besteht unter anderem aus:

    Doch damit nicht genug. Die Brauerei investierte auch kräftig in die Modernisierung und den Ausbau der Kapazitäten im Gär- und Lagerkeller sowie in der Abfüllung – und das alles am ursprünglichen Standort im Zentrum des kleinen Dorfes Kortrijk-Bellegem im flämischen Teil Belgiens. Denn Omer Vander Ghinste ist eine der wenigen belgischen Brauereien, die ihrem Gründungsort treu geblieben ist – und mit den Investitionen hat sich die Brauerei auch eindeutig für den Erhalt dessen entschieden. 

    Auch in der Abfüllung aufgerüstet

    Die zuvor erwähnte Modernisierung in der Abfüllung stand erst kürzlich auf der Agenda: Mitte 2021 nahm die Brouwerij Omer Vander Ghinste eine Mehrweg-Glaslinie mit einer Leistung von 33.000 0,33er-Flaschen auf. Werden die Biere in die für belgische Spezialitätenbiere typischen 0,75-Liter-Flaschen gefüllt, reduziert sich die Leistung auf 12.000 Flaschen. 

    Eigentlich sollte die neue Anlage in erster Linie als Ersatzinvestition für eine vorhandene dienen, dank des kontinuierlichen Wachstums der vergangenen Jahre kam die Brauerei aber, wie schon beim Sudhaus, nicht umhin, die Abfüllkapazität zu steigern. „Deshalb haben wir uns entschlossen, die Leistung im Vergleich zur alten Linie zu verdoppeln“, sagt Omer Jean Vander Ghinste.

    Enorme Verpackungsvielfalt

    Auch die aktuellen Markttrends flossen in die Anlagenkonfiguration ein: „Eine unserer Voraussetzung war außerdem, dass die Anlage 0,25-, 0,33- und 0,75-Liter-Flaschen verarbeiten kann“, erklärt der Brauerei-Chef. „Denn der Markt bewegt sich und die Nachfrage nach unterschiedlichen Packungsgrößen und -formen wächst. Dies gilt auch für die Endverpackung.“ 

    Um dabei nicht zu viel Zeit mit Umstellungen zu verlieren, füllt die Brauerei eine Flaschengröße mindestens einen Tag lang, möglichst mehrere Tage hintereinander. Umstellungen untertags beschränken sich auf verschiedene Biersorten, da hierfür die Produktion nur etwa eine halbe Stunde unterbrochen werden muss.

    Hochflexible Varioline

    Die Verpackungsstraße Varioline 3M bei Omer Vander Ghinste besitzt ein breites Verarbeitungsspektrum: 

    • Einpacken von losen Flaschen in Kästen 
    • Einpacken von losen Flaschen in zuvor aufgefaltete Kartons
    • Aufbringen von 4er- und 6er-Clips auf Flaschen und Einsetzen dieser Gebinde in Kartons oder Kästen
    • Zusätzlich je nach Sorte: automatisches Verarbeiten von Sunshields als Auflagen auf den Kästen 

    Die Varioline ist zusätzlich ausgestattet mit einer Einrichtung zur Behälterausrichtung und einem Zwischentransport-Shuttle, der Kartons bereitstellt.

    Um zukünftige Marktanforderungen zu erfüllen, ist die Varioline auch eingerichtet, um folgende Verpackungsformen herzustellen und diese in Kartons zu verpacken:

    • Over Top Open
    • Over Top Closed 
    • Open Basket

    Neue Mehrweg-Glas-Linie

    Doch die Varioline ist selbstverständlich nur ein Bestandteil der neuen Linie, die Krones als Turnkey-Auftrag installierte. Untergebracht ist diese auf zwei Ebenen.

    In den Füller ist ein Kronenkorken-Verschließer integriert, der zwei verschiedene Größen (26 und 29 Millimeter Durchmesser) verarbeiten kann. Denn auch die 0,75-Liter-Champagnerflasche erhält einen Kronen- und keinen Naturkorken. „Die Sauerstoffaufnahme ist damit geringer“, begründet Projektleiter Carl Alsberghe diese Entscheidung.

    „Die Inbetriebnahme der neuen Linie fiel in die Hauptsaison und zugleich noch in die Zeit der Pandemie, was natürlich gewisse Herausforderungen für unser Team, aber auch das von Krones mit sich brachte. Dennoch hat Krones immer alle nötigen Ressourcen aktiviert, um Lösungen zu finden“, sagt Projektleiter Carl Alsberghe. „Generell sind die Erfahrungen mit dem Krones After-Sales-Service gut. Wir können schon auf viele gemeinsame Jahre zurückblicken und konnten uns immer auf die korrekte Hilfe von Krones verlassen.“

    Brauerei-Chef Omer Jean Vander Ghinster lobt vor allem die sehr gute Zusammenarbeit mit den belgischen und deutschen Krones Mitarbeitern bei der Vorplanung der Abfüllanlage. „Auch dass wir schon Erfahrungen mit verschiedenen Krones Maschinen in der alten Abfüllanlage und dem guten Kundendienst hatten, trug zur erneuten Entscheidung für Krones bei“, erklärt er. „Krones hat Erfahrung mit Fernwartung und wenn jemand vorbeikommen muss, dann ist das fachkundiges Servicepersonal für die mechanische und elektrische Montage, das zum Teil direkt hier aus Belgien stammt. Zudem erfolgt auch die Lieferung von Ersatzteilen stets zuverlässig und schnell,“ lautet sein Urteil. „Wir haben uns für Krones entschieden, weil wir sicher gehen wollten, dass die neue Linie eine hohe Verfügbarkeit und starke Performance bietet. Schließlich ist sie unsere einzige Flaschen-Abfüllanlage, unser Hauptprodukt OMER. gibt es nur in Flaschen und gemessen am Gesamtabsatz macht dieser Behältertyp rund 70 Prozent in der Abfüllung aus. Das zeigt, wie essenziell wichtig die neue Linie für uns ist“, betont Omer Jean Vander Ghinste.

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