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    Wann ist die Mehrweg-Glasflasche für Milch nachhaltig?

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    Die wichtigsten Einflussgrößen auf die Nachhaltigkeit einer Verpackung am Beispiel einer neuen Mehrwegglas-Linie für Milch
    • Wenn die Rahmenbedingungen passen, ist die Mehrweg-Glasflasche eine sehr nachhaltige Verpackung für Milch.

    Die Berchtesgadener Land Molkerei hat für ihre neue Krones Glaslinie den Mehrweg-Innovationspreis der Deutschen Umwelthilfe und der Stiftung Initiative Mehrweg erhalten. Das ist Anlass für uns, an diesem Beispiel die Einflussgrößen auf die Nachhaltigkeit einer Verpackung zu betrachten.

    „Ich werde oft gefragt, ob es die eine nachhaltige Verpackung gibt und die Antwort ist ganz klar nein. Man muss immer die Rahmenbedingungen für das ganze System und den gesamten Lebenszyklus der Verpackung betrachten“, sagt Martina Birk, Leiterin Nachhaltigkeit bei Krones. Nicht alle Einflussgrößen haben Getränkehersteller selbst in der Hand. Ihren Betrieb, das Produkt oder den Zielmarkt können sie steuern, aber Parameter wie das Vorhandensein einer Infrastruktur für Recycling oder Mehrweg, gesetzliche Vorgaben oder Verbraucherwünsche kommen von außen. Es hängt also vom Einzelfall ab. Krones berät seine Kunden in allen Belangen der Nachhaltigkeit, auch für die Wahl des optimalen Behälters gibt es Spezialisten. Am Beispiel der neuen Mehrweg-Glasflaschen-Linie für Frischmilch und Sahne der Berchtesgadener Land Molkerei diskutiert dieser Beitrag die wichtigsten Einflussgrößen.

    Voraussetzung: Infrastruktur und Kultur für Mehrweg

    Die Verpackung muss zum jeweiligen Markt passen. In Ländern, in denen alle Prozesse auf das Recycling von PET-Flaschen hin optimiert sind, würde eine Mehrweg-Glasflasche kaum akzeptiert. In Deutschland dagegen sind Konsumenten an Mehrweg gewöhnt, es gibt etablierte Prozesse und Rücknahmesysteme. Und auch die Politik will mehr Mehrweg: Die Verpackungsrichtlinie 2019 benennt als Ziel, die Mehrwegquote bei Getränken von bisher 41 auf 70 Prozent zu steigern. Die Berchtesgadener Land Molkerei vertreibt ihre Produkte in Mehrweg-Glasflaschen größtenteils im süddeutschen Raum und kann dort auf ein funktionierendes Mehrwegsystem aufsetzen.

    Milch in Glasflasche ist im Trend

    Die Glasflasche ist das gebräuchlichste und praktisch einzige Mehrweggebinde für Milch. Bei den Verbrauchern gilt sie als hochwertig, nachhaltig und schützend für das Qualitätsprodukt Frischmilch. Seit kurzem feiert sie ein Comeback: In Deutschland wurden 2019 rund 30 Prozent mehr Milch in Mehrweg-Glasflaschen verkauft als im Vorjahr. Insgesamt ist die Mehrwegquote für Milchgetränke mit etwa 1,3 Prozent aber niedrig. Das war nicht immer so: 2015 stellte das IFEU Institut fest, dass der Mehrwegglas-Anteil bei Frischmilch zwischen 1995 und 2005 um gut 90 Prozent zurückgegangen ist. Die inzwischen wieder steigende Nachfrage nach Milch in Mehrweg-Glasflaschen bekam Berchtesgadener Land zu spüren, als die alte Anlage an ihre Grenze stieß. Mit der neuen Abfüllanlage von Krones verdoppelte sie ihre Kapazität auf 12.000 Flaschen pro Stunde und kann nun die Fans von Milch und Sahne in Mehrwegglas wieder in vollem Umfang bedienen.

    Krones Nachhaltigkeitsberatung

    Krones bietet eine umfassende Energie- und Nachhaltigkeitsberatung insbesondere für die Getränkeindustrie an. Auch die Nachhaltigkeit der Verpackung wird dabei betrachtet. Krones Inhouse-Experten zu den Themenschwerpunkten Recycling, Produktbehälter und Produktverpackung arbeiten nach den Grundsätzen des Ökodesigns und identifizieren die größten Hebel, die die Kunden bei der Wahl der Verpackung und der Maschinen haben. Zur Beratung gehören die Analyse und Klassifizierung des Verpackungsmaterials, die Beratung zu Recyclinganlagen für verschiedene Kunststoffe, die Beratung und das Design von nachhaltigen Behältern sowie nachhaltige Verpackungsmaschinen. Beim Behälter-Design identifiziert das Beratungsteam mit den Kunden die Potenziale zur Einsparung von Ressourcen, Energie, Material und CO2-Emissionen.

    Wesentlich für die Ökobilanz: Reinigung, Transportstrecke und Umlaufrate

    Hilfestellung bei der Entscheidung für eine nachhaltige Verpackung geben die Grundsätze des Ökodesigns. Dieses beleuchtet alle relevanten Aspekte entlang der Lieferkette. Dazu gehören die Produktion und das Gewicht der Behälter, Transportwege und Transportflotte, der Abfüllprozess, bestehend aus Reinigung, Befüllung und Etikettierung und Verpackung sowie der zusätzliche Aufwand für das jeweilige System – im Fall von Mehrweg die Sortierung, Lagerung und Reinigung der Flaschen. In der Beratung gehen die Krones Spezialisten nach diesen Grundsätzen vor und weisen auf die größten Hebel hin, welche die Kunden bei der Wahl der Verpackung und der Maschinen haben.

    Ökobilanzen liefern die Daten, nach denen Krones seine Maschinen in Sachen Nachhaltigkeit optimiert. „Wir wollen die Gesamtbilanz des Produkts reduzieren und betrachten die größten Hebel dafür. Im Fall der Mehrwegflasche für Milch ist das eine Reinigungsmaschine mit minimalem Energie- und Wasserverbrauch“, erklärt Martina Birk. Verschiedene Ökobilanzen zu Getränkeverpackungen, die explizit Milch in Mehrwegglas betrachten, identifizieren als maßgebliche Parameter den Abfüllprozess, insbesondere das Waschen der Flaschen, den Transport und die Umlaufrate. Danach folgen die Flaschenherstellung sowie der Transport, die Herstellung und das Handling von Etiketten und Deckel. Dazu kommt der Aufwand für die Sekundärverpackung, also den Sechser-Kasten für Ein-Liter- beziehungsweise 12er-Kasten für 0,5-Liter-Flaschen.

    Wir wollen die Gesamtbilanz des Produkts reduzieren und betrachten die größten Hebel dafür. Im Fall der Mehrwegflasche für Milch ist das eine Reinigungsmaschine mit minimalem Energie- und Wasserverbrauch. Erwin HächlMartina BirkLeiterin Nachhaltigkeit bei Krones

    Reinigung

    Gebrauchte Milchflaschen sind mit schwer löslichem Fett und Eiweiß verschmutzt. Der Aufwand für das Waschen ist deshalb deutlich höher als zum Beispiel bei Mineralwasser. Maßgeblich für die Ökobilanz sind Energie-, Wasser- und Reinigungsmittelverbrauch pro Flasche. Nach dem Prinzip des Sinnerschen Kreises gibt es vier Wirkungsmechanismen für Reinigungsprozesse: Temperatur, Zeit, Chemie und Mechanik. Diese vier Parameter sind bei der neuen Reinigungsmaschine für Berchtesgadener Land, der Krones Lavatec D4, so aufeinander abgestimmt, dass für den Anwendungsbereich Milch eine der sparsamsten Anlagen hinsichtlich Wasser- und Spülmittelbedarf entstanden ist. Der Prozess setzt auf den Faktor Zeit und behandelt die Flaschen 16 Minuten lang. Eine spezielle Laugenfiltration senkt den Verbrauch von Wasser und Lauge. Zum einen bleiben die Flaschen lange in der Lauge und werden nur im letzten Spülgang mit Frischwasser gespritzt, zum anderen wird die Lauge insgesamt länger verwendet. Im Vergleich zum Vorgängermodell bei Berchtesgadener Land verbraucht die Lavatec D4 30 Prozent weniger Wasser (230 bis 300 Milliliter, je nach Flasche) und 15 Prozent weniger Lauge (150 bis 170 Liter pro Tag).

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    Die neue Reinigungsmaschine Lavatec D4 verbraucht 30 Prozent weniger Wasser und 15 Prozent weniger Lauge als das Vorgängermodell.

    Transport

    Der Transport ist bei Frischmilch in Mehrwegglas aus zwei Gründen besonders relevant: Erstens, weil das Produkt durchgehend gekühlt werden muss und zweitens, weil die Flaschen mit ihren circa 400 Gramm ein relativ hohes Gewicht auf die Waage bringen, welches sich auch beim Rücktransport der Leerbehälter im Treibstoffverbrauch niederschlägt. Verbessern lässt sich dieser Anteil in der Ökobilanz durch mehr Effizienz im Transport, optimiertes Flaschengewicht und – soweit vorhanden – durch Mehrweg-Pools, in denen mehrere Anbieter gemeinsam Standardflaschen nutzen. Generell punktet Milch in der Mehrweg-Glasflasche vor allem im regionalen Vertrieb.

    Die Berchtesgadener Land Molkerei begrenzt durch ihr Vertriebsgebiet im süddeutschen Raum die Transportwege. Dank eines eigenen Fuhrparks hat sie die Effizienz des Transports selbst in der Hand. Die neun 40-Tonner verbrauchen im Schnitt nur 27 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer und damit gut 20 Prozent weniger als der EU-Durchschnitt, den das ICCT für 2017 mit 33 Litern angibt. Erreicht wird das durch regelmäßige Schulungen für die Fahrer und durch die Ausstattung der Lkw mit einem vorausschauenden Tempomat für sparsames Fahren, genannt Predictive Powertrain Control. Die Genossenschaft verwendet Standardflaschen und nutzt dadurch mit einigen weiteren Anbietern einen gemeinsamen Pool. Das verringert die Transportwege.

    Umlaufrate und Mehrweg-Pools

    Die Umlaufrate – also die Anzahl der Wiederbefüllungen, bevor eine Flasche neu ersetzt wird – hat erheblichen Einfluss auf die Ökobilanz. Hohe Umlaufraten verringern den Energie- und Rohstoffaufwand für die Herstellung neuer Flaschen. Der hohe Recycling-Anteil bei Glas (etwa zwei Drittel) senkt zwar den Bedarf für Rohstoffe, nicht aber den für Energie. Die Molkereien haben die Umlaufrate nur bedingt selbst in der Hand. So kann ein gut oder schlecht gepflegter Mehrweg-Pool die Werte positiv oder negativ verändern. Für Milch stellte das IFEU Institut in seiner Ökobilanz 2015 eine deutliche Verschlechterung des Pools fest: Von 23 befragten Molkereien im Jahr 1995 füllten 2015 nur noch sieben in Mehrweg-Glasflaschen ab. Seitdem kam eine neue Herausforderung durch Akteure hinzu, deren Flaschen, Prozesse und abgefüllte Produkte – beispielsweise Nüsse oder Müsli – nicht den Standards entsprechen. Die Molkereien sortieren diese Gebinde aus und müssen neue einkaufen. Die Umlaufzahl sinkt und der Energie- und Rohstoffverbrauch für neue Flaschen steigt. Seit Kurzem wird ein neuer Leitfaden zur Nutzung des Milch-Mehrweg-Pools entwickelt. Es gibt also die Perspektive, dass sich Transportwege und Umlaufzahlen weiter verbessern. Berchtesgadener Land schätzt seine Umlaufrate auf zehn bis 15 – und hat die Chance, dass der wiederbelebte Milch-Mehrweg-Pool diesen Wert weiter anhebt.

    Wichtige Parameter für die Nachhaltigkeit von Mehrweg-Glasflaschen für Milch

    • Die richtigen Rahmenbedingungen: Im Markt müssen Infrastruktur und Kultur für Mehrweg existieren.
    • Effizienz der Reinigungsmaschine: Das Waschen der Flaschen trägt bei Milch stärker zur Ökobilanz bei als zum Beispiel bei Mineralwasser. Umso wichtiger ist ein geringer Verbrauch von Energie, Wasser und Reinigungsmitteln.
    • Transport fällt stark ins Gewicht: Kurze Transportdistanzen sowie treibstoffsparende Fahrzeuge und Fahrweisen verbessern diesen Anteil an der Ökobilanz.
    • Umlaufzahl: Die Bilanz verbessert sich durch eine hohe Wiederbefüllquote. Diese wiederum steigt mit der Nutzung von Standardflaschen.
    • Funktionierende Mehrweg-Pools verbessern Umlaufrate und Transportdistanz.

    Mehrweg-Glasflasche für Milch: in diesem Fall eine nachhaltige Lösung

    Für die in umweltverträglicher Landwirtschaft hergestellte Frischmilch der Berchtesgadener Land Molkerei ist die Mehrweg-Glasflasche eine nachhaltige Lösung. Drei Faktoren tragen wesentlich dazu bei: Der Fokus der Molkerei auf Energie- und Ressourceneffizienz mit entsprechenden Prozessen und Equipment wie der neuen Mehrwegglas-Linie von Krones, die Verwendung von Standardflaschen und das begrenzte Vertriebsgebiet für diese Produkte. Für andere Betriebe mag die Suche nach der nachhaltigsten Verpackung zu einem anderen Ergebnis führen – abhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen. Hier können die Spezialisten von Krones helfen und mit den Kunden die Vielfalt der Möglichkeiten durchleuchten, um die jeweils beste Lösung zu finden und umzusetzen.

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