In Zusammenarbeit mit Krones hat Rivella ein MES-System zur zentralisierten Datenerfassung entwickelt und damit das Fundament für eine digitale Fabrik gelegt.
Der schweizer Getränkeproduzent Rivella hat seinen Firmensitz in Rothrist.
Bildnachweis:
Rivella
Rivella genießt in der Schweiz Kultstatus: Rund 96 Prozent der dortigen Bevölkerung kennen und lieben das Erfrischungsgetränk des gleichnamigen Herstellers, der seit genau 70 Jahren alkoholfreie Getränke produziert – und dabei verstärkt die Chancen der Digitalisierung nutzt. In Zusammenarbeit mit Krones hat das Familienunternehmen ein MES-System zur zentralisierten Datenerfassung entwickelt und damit das Fundament einer digitalen Fabrik gelegt.
Die Rivella AG gilt als größte Unternehmensgruppe für Marken-Erfrischungsgetränke schweizerischer Herkunft. Das bekannteste Getränk aus der Produktpalette ist das kohlensäurehaltige, alkoholfreie Erfrischungsgetränk Rivella, das bereits seit 1952 hergestellt wird und sich als feste Größe in Gesellschaft und Kultur des Landes etabliert hat. Der Kult-Drink, der zu einem guten Drittel aus Molke besteht und auch in Holland, Luxemburg sowie in Teilen von Frankreich und Österreich erhältlich ist, ist aber längst nicht das einzige Getränk aus der Produktpalette des traditionsreichen Unternehmens. Im aargauischen Rothrist produziert die Rivella AG, die 2021 zum besten Arbeitgeber der Schweiz gekürt wurde, weitere Erfrischungsgetränke, wie die Vitaminwasser Focuswater oder die Fruchtsaftprodukte der Marke Michel.
Digitale Luft nach oben
Die Modernisierung von Maschinen und Anlagen ist für Unternehmen, die alle Vorteile der Digitalisierung in der Produktion nutzen möchten, ein wichtiger Schritt – aber keinesfalls der letzte. Auch Rivella sieht großes Potenzial in der digitalen Transformation der Produktion. Fabian Steiner, Projektleiter bei Rivella, erkennt in puncto Digitalisierung noch Luft nach oben: „Vor einigen Jahren haben wir in neue und moderne Abfüllanlagen investiert. Allerdings konnten wir die Betriebszustände der Anlagen nicht zentral erfassen und viele verschiedene Informationen und Abläufe wurden weiterhin dezentral geführt. Die Folge waren Schnittstellenbrüche, Informationsverluste und folglich auch ein Mangel an Datentransparenz.“ Um diese Schwachstellen zu eliminieren und um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein modernes, durchgängiges und einfaches Arbeitsinstrument an die Hand zu geben, hat Rivella gemeinsam mit Krones ein Manufacturing Execution System (MES) auf Basis der SAP-Lösung „SAP Manufacturing Integration and Intelligence OEE“ entwickelt. Dieses ist perfekt auf den Getränkehersteller zugeschnitten. Am 1. November 2021 ging die Lösung für mehr Transparenz in der Produktion live.
Warum sich Rivella für Krones als Partner entschieden hat? „Die Erfahrung und fachlichen Kenntnisse aus der Getränkeindustrie gepaart mit dem SAP-Know-how, das die Spezialistinnen und Spezialisten der Krones AG mit sich bringen, und einem soliden System von SAP, haben uns letztendlich die Entscheidung deutlich vereinfacht,“ erklärt Fabian Steiner. „Bei den Selektionsgesprächen haben wir bereits bemerkt, dass Krones unsere Anlagen sowie Anliegen versteht und zielführende Lösungen anbieten kann.“
Vernetzte Produktion dank SAP MII OEE Management
SAP Manufacturing Integration and Intelligence (SAP MII) gilt als bewährte Lösung für die Prozessindustrie innerhalb des SAP Manufacturing Execution Systems (SAP MES), welche die Verbindung zwischen Fertigung und den weiteren Geschäftsbereichen herstellt und dem Unternehmen alle relevanten Produktionsdaten in Echtzeit liefert.
Das SAP MII OEE Management erweitert als Add-On die Standardfunktionen von SAP MII um zahlreiche Funktionalitäten. Als Leitindikator für die Produktion dient die OEE-Kennzahl, welche die Gesamtanlagenverfügbarkeit misst. Die erforderlichen Daten zur Berechnung dieser lassen sich aus den Produktionssystemen automatisch erfassen. Für einen besseren Überblick werden die relevanten Daten anhand von Dashboards dargestellt – sowohl auf dem Desktop als auch auf mobilen Endgeräten.
Die Aufgaben von SAP MII OEE im Überblick:
Produktionssteuerung und Auftragsmanagement
automatische Betriebsdatenerfassung
Analyse der erfassten Daten
zentrale Benutzeroberfläche für Produktionspersonal
Mit Hilfe der SAP-Lösung MII OEE können sämtliche Daten, Prozesse und Systeme vernetzt und analysiert werden, damit Hersteller zu jedem Zeitpunkt einen transparenten Überblick über die eigene Produktion haben. Der große Vorteil: Hauptursachen für Produktionsverluste können aufgedeckt und Korrekturmaßnahmen eingeleitet und überwacht werden. Die SAP-Spezialistinnen und Spezialisten bei Krones setzen aber nicht nur die bereits vorhandenen Standardfunktionalitäten der SAP-Lösung ein, sondern erweitern diese um Eigenschaften, welche speziell für die Kunden wichtig sind – so auch beim gemeinsamen Projekt mit Rivella. Dort kommt das vom Krones SAP-Team speziell für die Getränke- und Liquid-Food-Industrie entwickelte Beverage Template zum Einsatz.
Schritt für Schritt zur erfolgreichen Inbetriebnahme
Zu Beginn der Zusammenarbeit wurden in gemeinsamen Gesprächen die Kundenbedürfnisse besprochen und darauf aufbauend ein Pflichtenheft erstellt. Dieses bildete die fachliche Basis für die vertiefte Entwicklung und Integration. „Schritt für Schritt konnten wir so unsere Wünsche und Bedürfnisse realisieren. Die getätigten Entwicklungen haben wir vor der Inbetriebnahme regelmäßig an der Pilotlinie getestet. Während der Entwicklungsphase konnten wir gezielt dort nachbessern, wo es nötig war, bis wir schließlich ein stabiles, gut funktionierendes System in Betrieb nehmen konnten“, resümiert Fabian Steiner. Die Nutzung eines Prototyps ermöglichte es, auf Änderungswünsche oder Probleme direkt einzugehen, was den Aufwand für die Anpassungen nach der Fertigstellung deutlich reduzierte.
Die teils hochkomplexen Problemstellungen und Anliegen stellten zwar eine große Herausforderung bei der Umsetzung des Projekts dar, dank dem regelmäßigen Austausch und den Fachkenntnissen aus der Getränkebranche des Krones Teams konnten diese jedoch erfolgreich gemeistert werden. Trotz erschwerter Umstände im Zuge der Coronavirus-Pandemie gestaltete sich die Zusammenarbeit jederzeit produktiv und partnerschaftlich, wie Fabian Steiner treffend zusammenfasst: „Nicht nur fachlich, sondern auch zwischenmenschlich war die Stimmung ausgezeichnet. Das ganze Projektteam hatte große Freude an der gemeinsamen konstruktiven Zusammenarbeit, was am Ende ein wichtiger Erfolgsfaktor war.“
Projekt:
SAP Digital Manufacturing
Kunde:
Rivella AG
Implementierung:
Ende 2021
Umfang:
Einführung eines MES-Systems mit SAP MII OEE
Wechsel von papierlastiger Produktion hin zu einem digitalen Fertigungsauftrag
Betriebsdatenerfassung: Vollautomatische Erfassung und Standardisierung von Maschinendaten
Reporting und Einführung der OEE-Kennzahl
Vorteil: Erhöhung der Transparenz und Effizienz der Produktionsprozesse sowie Reduzierung der administrativen Arbeiten durch zentralisierte Datenerfassung
Die Zukunft ist digital
Mit der Implementierung der SAP-Lösung macht Rivella einen großen Schritt auf dem Weg zur digitalen Fabrik. Auch wenn sich die nachhaltigen Auswirkungen erst zu einem späteren Zeitpunkt beurteilen lassen, so sind bereits jetzt deutliche Vereinfachungen in verschiedenen Prozessen zu erkennen. So zum Beispiel in der Verteilung von Fertigungsaufträgen, in der automatischen Erfassung von Stillständen und auch in der Rückmeldung von Leistungsdaten ins SAP ERP. Diese Optimierungen der Produktionsprozesse, die sich auf die zentralisierte Datenerfassung zurückführen lassen, helfen dabei, den administrativen Aufwand zu reduzieren und das Personal an den Linien zu entlasten. Als mittel- bis langfristiges Ziel will der Getränkehersteller mit Hilfe der vertieften Einblicke auch die Produktionseffizienz verbessern und dadurch Kosten senken, beispielweise durch das Reduzieren von Häufigkeit und Zeitdauer von ungeplanten Stillständen.
Für Rivella ist das Thema Digitalisierung mit dem MES-Projekt aber keineswegs abgeschlossen, wie auch Fabian Steiner betont: „Digitalisierung ist und bleibt für uns ein wichtiges Thema. Wir sind überzeugt, dass wir auch marktseitig langfristig nur kompetent bleiben können, wenn wir die Chancen der Digitalisierung für uns nutzen.“ Das Schweizer Unternehmen will diese deshalb noch stärker in ihre Unternehmensstrategie miteinbeziehen und künftig sowohl in der Produktion als auch in anderen Bereichen seine digitalen Kompetenzen vertiefen und in weitere Optimierungen investieren.
Ihre Meinung ist gefragt!
Diskutieren Sie mit uns auf LinkedIn
Sie haben noch Fragen oder möchten Ihre Gedanken zu diesem Thema mit uns teilen? Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Anmerkungen!