Die Quellen des MineralBrunnen RhönSprudel wurden im Jahr 1781 erstmals gefasst. Von 1911 an war der MineralBrunnen RhönSprudel im Besitz der Familie Schindel, welche aus dem einstigen kleinen Brunnenbetrieb die heutige RhönSprudel Gruppe schuf. Im Juli 2022 übernahm nun die französische Alma Group – einer der führenden Mineralbrunnenbetriebe Europas – den Familienbetrieb, um die Marktposition der Unternehmensgruppe im deutschen Markt weiter auszubauen. Die beiden Standorte in Ebersburg-Weyhers und Bad Liebenwerda verfügen über neun Abfüllanlagen mit einer jährlichen Kapazität von rund 500 Millionen Litern.
„Das war wie Tetris“, sagt Betriebsleiter Michael Breidung und meint damit das ziemlich knifflige Einbringen der neuen Mehrwegglas-Anlage in eine bestehende Halle direkt neben einer laufenden PET-Einweg-Linie. Dies gelang in den sehr beengten Verhältnissen mit einer einfühlsamen Projektierung und einem cleveren Layout. Die neue Krones Linie mit einer Leistung von 36.000 Flaschen pro Stunde produziert nun seit März 2022 als vierte Linie am RhönSprudel-Standort Ebersburg-Weyhers.
Fokus auf Mehrweg
Am Unternehmenssitz Ebersburg-Weyhers in der Nähe von Fulda befinden sich vier Abfüllanlagen – zwei für Mehrwegglas sowie je eine Linie für Mehrweg-PET und Einweg-PET, die bis zu 145.000 Füllungen pro Stunde schaffen. Der Fokus liegt dabei auf Mehrweg mit einer Quote von über 80 Prozent, davon alleine etwa 50 Prozent in Glasflaschen.
Den starken Trend hin zu Glasgebinden hat RhönSprudel früh erkannt und entschied bereits 2019, eine bestehende PET-Mehrweganlage gegen eine neue Glaslinie zu tauschen. Zunächst vergab RhönSprudel den Auftrag für eine Palettieranlage, die auch für die vorhandene Glaslinie genutzt werden kann, an Krones. Da das Werk in einer Hanglage liegt, gibt es auf zwei Ebenen Vollgutlager, die je nach logistischem Bedarf beliefert werden. So kann die vorhandene Linie beide Palettieranlagen nutzen, sowohl die neue auf der oberen Ebene als auch die alte auf der unteren Ebene.
Die Zusammenarbeit mit Krones hat mittlerweile schon eine gewisse Tradition: 2015 ließ RhönSprudel erstmals einen Krones Füller installieren, außerdem sind alle Etikettiermaschinen im Werk von Krones. „Nach den guten Erfahrungen mit der Palettieranlage wollten wir ein Komplettkonzept und entschieden uns, Krones auch den Auftrag für die Abfüllanlage zu erteilen. Wir haben uns davon Synergien versprochen“, erklärt Betriebsleiter Michael Breidung.
Nach den guten Erfahrungen mit der Palettieranlage wollten wir ein Komplettkonzept und entschieden uns, Krones auch den Auftrag für die Abfüllanlage zu erteilen. Wir haben uns davon Synergien versprochen. Michael BreidungBetriebsleiter bei RhönSprudel
Planung mit vielen Einschränkungen
Die beiden Projektpartner nahmen sich ein ganzes Jahr Zeit für die Planungsphase, um das Konzept sinnvoll auszuarbeiten. Denn die Konzeption eines passenden Layouts war aus verschiedenen Gründen nicht einfach: Es gab eine Reihe von Einschränkungen, beispielsweise die hohen Belastungen bei der Deckenöffnung für den Neuglasabschieber, die direkt neben der Flaschenreinigungsmaschine mit über 180 Tonnen Betriebsgewicht erfolgen sollte. Diverse Podeste mussten geschaffen werden, um alle Maschinen in den beengten Verhältnissen unterzubringen, so zum Beispiel für die Produktfiltration oder den Kastenwascher. Außerdem konnten die Maschinen nur in einer bestimmten Reihenfolge eingebracht werden, um an ihre vorgesehenen Plätze zu gelangen. Darüber hinaus mussten alle Maschinen mittels eines 500-Tonnen-Autokrans über drei Dachöffnungen in die Halle abgesenkt werden, weil es von der Seite keinen Zugang gab. „Krones hat ein sehr gutes Projektierungsteam, das in gewissen Punkten auch nicht kompromissbereit ist, wenn es um die Qualität geht, was wir als sehr positiv und konsequent empfanden“, urteilt Michael Breidung.
Krones hat ein sehr gutes Projektierungsteam. Michael BreidungBetriebsleiter bei RhönSprudel
Palettieranlage vorab installiert
Im Anschluss an die Deinstallation der bisherigen PET-Anlage, deren Abtransport ebenfalls über das Dach erfolgte, begann im Herbst 2021 die Montage der neuen Linie. Im März 2022 konnte RhönSprudel dann die neue Mehrwegglas-Linie mit einer Leistung von 36.000 Flaschen pro Stunde in Betrieb nehmen.
Die bereits im Herbst 2020 in Betrieb genommene Palettieranlage besteht aus einem Doppelentlader Pressant Duplex 2NT mit zwei Entladeplätzen, einem Sortenbelader Modulpal Pro 3A sowie einem Produktionsbelader Modulpal Pro 3A.
Die entladenen Paletten gelangen zum Auspacker Linapac II, der mit Greiferkopf-Magazin und automatischem Wechsel eine schnelle und einfache Umstellung ermöglicht.
Interessant gelöst: die Zuführung von Neuglas
Interessant gelöst ist die Zuführung von Neuglas mit einem Stockwerks-Neuglasabschieber Pressant Universal 1A. Er ist in der Vollgutlagerhalle unterhalb der Abfüllhalle platziert, aus Brandschutzgründen in einen separaten Raum „eingemauert“ und fördert das Glas über einen Höhenunterschied von sieben Metern nach oben ins Erdgeschoß, wo die Paletten einzeln abgeschoben werden. „Normalerweise entscheiden die Anlagenführer, wie hoch der Bedarf an Neuglas in der Linie ist. Wir haben hier aber eine übergeordnete Anlagenregelung integriert, mit der sich die Anlage selbst überwacht“, erläutert Michael Breidung. Leergutkästen werden mit Neuglas aufgefüllt, die Steuerung schleust dazu automatisch Neuflaschen ein. Sollte kein Neuglas vorhanden sein, werden die Leerkästen in einen Leerkastenspeicher eingespeist und gegebenenfalls über einen vorhandenen älteren Palettierer auf Paletten gebracht. Eine Farberkennung unterscheidet zudem zwischen grünen und braunen Kästen, je nach Abfüllprogramm werden die nicht benötigten Farben auf den älteren Belader ausgeschleust.
Die Kästen durchlaufen den Kastenwascher Linajet Plus, eine Neuentwicklung aus dem Hause Krones, der mit Bürstenbehandlung, Tauchbecken und Abspritzung eine hochwertige Reinigung der Mehrwegkästen sichert. Der Kastenwascher ist aus Platzgründen auf einem erhöhten Podest aufgestellt. Anschließend erfolgt die Farberkennung, danach gelangen die Kästen entweder in den Leerkastenspeicher oder zum älteren Belader, der sie auf Paletten setzt.
Redundante Beheizung der Flaschenreinigungsmaschine
Neu bei dieser Linie ist auch ein Verteilsystem als Komponente des Gebindetransporteurs MultiCo nach der Leergutkontrolle. Die entladenen Flaschen kommen nach einer Leerflascheninspektion und zusätzlicher, berührungsloser Benzinerkennung in die Einendreinigungsmaschine Lavatec E4, die über mehrere Etikettenaustragungen verfügt. „Je früher man die Etiketten austrägt, umso weniger Zerfaserung passiert in der Maschine“, erklärt Michael Breidung. „Das ist uns vor allem im Hinblick auf Mikropartikel in der Flasche wichtig.“
Regulär wird die Flaschenreinigungsmaschine mit Heißwasser aus zwei eigenen Blockheizkraftwerken beheizt. Denn RhönSprudel hat in den vergangenen Jahren unter der Betriebsleitung von Michael Breidung sein Energiekonzept komplett überarbeitet: Neben den beiden Blockheizkraftwerken mit einer Leistung von 1,5 Megawatt liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Gebäudedach 1,9 Megawatt Strom und ein Heißwasserspeicher kann Wärme in Form von 100.000 Litern Heißwasser speichern. Zudem ist RhönSprudel natürlich an das Stromnetz angeschlossen und eine intelligente Software sucht je nach Bedarf die geeignete Energiequelle aus. Bei der Flaschenreinigungsmaschine ging das Unternehmen dann sogar noch einen Schritt weiter: Als Redundanz zum Heißwasser aus dem Blockheizkraftwerk ließ RhönSprudel von Krones zusätzlich eine Gasbefeuerung an das Rückteil anbauen, um schneller aufheizen zu können. Das für Erdgas eingerichtete Brennaggregat wird nun auf Grund der aktuellen politischen Energiesituation nachträglich auch für Propan-/Butan-Gas umgerüstet.
„Das war unser größtes Projekt bisher“
Den weiteren Abfüll- und Verpackungsprozess übernehmen folgende Maschinen:
- Ein Sondenfüller Modulfill HES mit Schaumreinigung im Reinraum nimmt das sichere Abfüllen vor.
- Die Etikettiermaschine Ergomatic mit Flaschenausrichtung und automatischer Magazinbeschickung (AMB) ist mit zwei Kaltleim-Aggregaten bestückt.
- Die abgefüllten und etikettierten Flaschen laufen zum Einpacker Linapac II, der sie in Kästen packt. Diese fahren dann in den Trockenteil, der sich in einer Nebenhalle befindet.
- Hier werden sie vom Belader Modulpal Pro 3A palettiert.
- Für den Prozessteil lieferte Krones einen Mixer Contiflow
- sowie eine Filtration UniPure mit einem 0,65-Mikrometer-Vorfilter und einem 0,2-Mikrometer-Hauptfilter.
Eine Software für ein Linienmanagement in Zusammenarbeit mit Krones, welches möglichst alle Linien integrieren soll, ist in Planung.
Abgefüllt wird auf der Linie in 0,75- und 1,0-Liter-RhönSprudel-Glasflaschen, in eine 0,7-Liter-GDB-Zwiebelhalsflasche (GDB = Genossenschaft Deutscher Brunnen) sowie in eine 0,75-Liter-Gastronomieflasche. Das Produktsortiment des MineralBrunnens besteht vor allem aus stillen und kohlensäurehaltigen Mineralwässern in vier Abstufungen sowie verschiedensten natürlichen Fruchtschorlen wie „Plus-Schorlen“, „Milde Schorle“, „Glück im Glas“, wassernahen und leichten Getränken wie „Mineralwasser PLUS“ und „Leicht & fruchtig“ und verschiedenen Erfrischungsgetränken wie „Hollerblüte“ sowie „ISO Sport“. Erhältlich sind die Produkte in Hessen, Nordbayern, Thüringen und Berlin.
Das Resümee von Michael Breidung zur erneuten Zusammenarbeit mit Krones fällt positiv aus: „Das war auf Grund seiner Komplexität unser größtes Projekt bisher. Summa summarum haben uns die Projektierung ebenso wie die Umsetzung gut gefallen. Die Entscheidung für Krones war die richtige, das Projekt ist wirklich gut gelaufen. RhönSprudel wird den eingeschlagenen Weg mit unseren starken Marken und qualitativ hochwertigen Produkten weitergehen.“
Der Genuss reiner Natur aus den Tiefen des Biosphärenreservats
Der MineralBrunnen RhönSprudel liegt in einer der schönsten Naturlandschaften Mitteldeutschlands, dem Biosphärenreservat Rhön. Dieses wurde aufgrund seines Reichtums an seltenen Pflanzen und Tieren bereits 1991 von der UNESCO unter besonderen Schutz gestellt. Hier entspringt das Wasser aus 18 Mineralbrunnen mit bis zu 370 Metern Tiefe. RhönSprudel engagiert sich aktiv für den Schutz der regionalen Natur. Dazu gehört nicht nur Boden- und Gewässerschutz, sondern auch die Reduktion des CO2-Fußabdrucks: Seit Januar 2021 sind Produkte und Unternehmen des MineralBrunnen RhönSprudel klimaneutral gestellt.